Eigentlich sollte Klarinettist Dionysis Grammenos mit Verstärkung gekommen: Das von ihm gegründete Greek Youth Symphony Orchestra (GYSO) sollte mit ihm unser usprüngliches Festivalprogramm eröffnen. Dass er nun auch bei der Neuauflage dabei sein kann, freut uns besonders. Bereits im Alter von 17 Jahre fürs Dirigieren entflammt, gehört zu Grammenos’ jüngeren Highlights sein Debüt mit den Cameristi della Scala, dem Kammerensemble der Mailänder Scala, sowie Pianistin Khatia Buniatishvili im vergangenen Dezember.
Wie ist es für Sie, nun als Klarinettist bei Young Euro Classic zu spielen und nicht wie geplant, mit dem Greek Youth Symphony Orchestra?
Natürlich haben wir uns alle sehr auf diesen besonderen Auftritt gefreut, wir hätten ja das Festival eröffnet. Aber unter den gegebenen Umständen war es die richtige Entscheidung, ihn zu verschieben. Dass ich jetzt als Klarinettist im Konzerthaus spielen werde, erfüllt mich mit Freude und die Tatsache, dass ich mit zwei großartigen Künstlern, Christina Poulitsi und Julien Quentin, auf die Bühne zurückkehre, macht es noch besser. Nichtsdestotrotz wird mein Herz auch während meines Auftritts für die Musikerinnen und Musiker des GYSO schlagen, die dieses Jahr nicht dabei sein können. Ich bin mir sicher, dass sie die Tage zählen bis zu ihrem Konzert im nächsten Jahr!
Das Programm ist inspiriert von Europas Verbindung zu Griechenland. Was finden Sie daran relevant?
Die Werte und Ideale westlicher Kulturen wurden im antiken Griechenland geboren. Als Grieche überwältigt mich das einerseits; andererseits erfüllt es mich mit Stolz auf mein Land. Wenn ich an Europa denke, denke ich an all das, was uns verbindet, unser gemeinsames kulturelles Erbe, das uns alle gestärkt hat.
Die jüngsten sozio-ökonomischen Herausforderungen und Partikularinteressen haben diese Verbindung geschwächt, umso wichtiger ist es, sich ihrer wieder bewusst zu werden.
Dabei kann man tatsächlich eine Parallele zur Kammermusik ziehen, wo es wichtig ist, die Interessen des Einzelnen mit den für das gemeinsame Wohl zu vereinen. Wege zu finden, uns auszudrücken, während wir gleichzeitig andere mitdenken; unsere Unterschiede zu akzeptieren ohne zu vergessen, dass das was uns eint, viel wichtiger ist: Das kann uns Musik beibringen!
Sie spielen Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“. Was reizt Sie an diesem Stück als Künstler?
Dieses lyrische Werk für Sopran, Klarinette und Klavier hat Schubert am Ende seines kurzen Lebens komponiert. Es scheint das große Glück der Klarinette zu sein, dass viele große Komponisten an ihrem Lebensabend noch etwas für sie schreiben wollten. Nehmen wir nur Mozarts Klarinettenkonzert oder Brahms’ Klarinettensonaten, Trios und Quintette! Diese Künstler haben das Repertoire unseres Instruments unfassbar bereichert, mit Tiefe, mit Schönheit.
Es ist mir immer schon leicht gefallen, Schuberts Klangsprache als Übergang von der klassischen zur romantischen Ära zu verstehen. Seine lyrischen Melodien, die von Herzen kommen, und sein tiefes Verständnis für Liebe und die menschliche Stimme sind in seinen Werken allgegenwärtig. „Der Hirte auf dem Felsen“ ist ein wundervolles Beispiel seines künstlerischen Schaffens:
Es zeigt uns, wie Klarinette und Stimme ihre Klangfarben ineinander blenden können, wie sie sich ergänzen und wie diese Symbiose ein samtenes, volltönendes Timbre entfalten kann.
Dionysis Grammenos, vielen Dank für Ihre Zeit!
Das Eröffnungskonzert am 1. August ist bereits ausverkauft. Es wird aber von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und am 2. August um 20:03 Uhr im Konzert zum Nachhören übertragen. Schalten Sie ein!
Fans des Greek Youth Symphony Orchestra können es im Sommer 2021 gemeinsam mit dem European Student Orchestra mit Mahlers Symphonie Nr. 6 erleben.
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