23. Juli 2020 - Nachgefragt - Anna Gyapjas

Der dritte Abend von Young Euro Classic 2020 liegt ganz in den Händen von vier Studierenden der Barenboim-Said Akademie, wie sich vor allem der Förderung junger Musikerinnen und Musiker aus dem Nahen Osten verschrieben hat. Die Geigerin Jamila Asgarzade (Aserbaidschan) und der Geiger Yamen Saadi (palästinensisch) haben uns erzählt, die sich ihre Welt in den letzten Wochen verändert hat.

Warum freust du dich, wieder vor Publikum zu spielen, was ist dabei anders für dich?

Jedes Konzert ist aufregend, aber der Auftritt bei Young Euro Classic wird sehr besonders: Tatsächlich wird das mein erster Auftritt seit langer Zeit, aufgrund der Einschränkungen, die sich aus der Pandemie ergeben haben. Ich glaube, die Atmosphäre wird besser als je zuvor, weil Publikum und Musiker es so vermisst haben, in einem Konzertsaal zu sein.

Aus der Not heraus entstehen die kreativsten Dinge: wahr oder falsch, bezogen auf den Lockdown?

Am Anfangs dieser für uns alle harten Zeit hätte ich dem nicht zugestimmt. In meinem Fall war es einfach hinderlich wegen der Proben, vielen in meinem Umfeld ging es genau so. Emotional war es auch sehr belastend, besonders als mit der Zeit klar wurde, wie sehr es Künstler und die Künste weltweit trifft. Ich war auf das Schlimmste gefasst.

Aber mit ein wenig Anstrengung, Zeit und Mitgefühl habe ich gelernt, diese Phase zu nutzen: Ich konnte mich gründlicher mit Dingen befassen, mehr über Musik im Großen und Ganzen lernen, statt mich nur auf meinen Bereich zu konzentrieren. Ich habe mehr geübt und intensiv an meinem neuen Repertoire gearbeitet.

An zukünftige Auftrittschancen zu denken hilft mir dabei, motiviert und hoffnungsfroh zu bleiben!

Was hast du als Künstlerin am meisten vermisst, was fehlt noch immer?

Ich würde sagen: Kammermusik und die Möglichkeit, von unseren Mentoren von Angesicht zu Angesicht unterrichtet zu werden. Mir fehlt es auch sehr, als Teil eines Orchesters zu spielen, Symphonien in großen Konzertsälen aufzuführen, auf Tour zu gehen und während all dessen weiter zu lernen.

Wie hast du das erste gemeinsame Musizieren nach dem Lockdown erlebt?

Als wir mit den Proben für Young Euro Classic anfingen, waren wir alle sehr aufgeregt und voller neuer Ideen. Zusammen zu üben war gewissemaßen therapeutisch. Wieder Kammermusik zu spielen nach einer so langen Pause, im selben Raum mit meinen Kollegen, war sehr besonders.

Mit welchen Gefühlen blickst du deinem Auftritt bei Young Euro Classic entgegen?

Für mich ist das eine großartige Möglichkeit: Ich habe schon früher von Young Euro Classic gehört und liebe die Projekte und Ideen. Das Festival ist für  Musiker eine Plattform, durch die sie sich vernetzen, voneinander lernen und den Auftritt in einem großartigen Saal genießen können. Ich bin sehr dankbar, dabei sein zu können!

Mit welchen Gefühlen blickst du deinem Auftritt bei Young Euro Classic entgegen?

Es ist ein großer Teil des Musikerdaseins, für die Öffentlichkeit zu spielen. Ohne Zuhörer können schließlich keine Konzerte stattfinden, und ohne Musiker erst recht nicht. Das Publikum und die Musiker brauchen einander. Ich persönlich schätze die Notwendigkeit, mit Musik eine Botschaft zu vermitteln. Nach dieser verrückten Zeit freue ich mich sehr, wieder vor Publikum zu spielen, weil mir klar geworden ist, wie glücklich wir uns schätzen können, wieder öffentlich spielen zu dürfen.

Aus der Not heraus entstehen die kreativsten Dinge: wahr oder falsch, bezogen auf den Lockdown?

Ich denke, die Leute haben dadurch einerseits begonnen, die kleinen Dinge bewusster wert zu schätzen. Andererseits haben sich manche Priorität auch schlicht als verkehrt erwiesen. In solch harten Zeiten gewinnt die Schönheit an Bedeutung! Die Leute wissen die Künste mehr zu schätze als zuvor. Mit der eigenen Kreativität und der Neugier auf Kunst können wir den Konsequenzen des Lockdowns etwas entgegen setzen.

Was hast du als Künstler am meisten vermisst in der Zeit? Was fehlt noch immer?

Ich habe Dinge vermisst, die ich für selbstverständlich hielt: In Kontakt mit Freunden zu sein und sie persönlich treffen, sich frei durch die Stadt zu bewegen mit einem Gefühl der Sicherheit; die Routine, Konzerte zu spielen und zu reisen ohne anschließende 14-tägige Quarantäne.

Und wie hast du für dich das Beste daraus gemacht?

Ich habe während des Lockdowns einige Konzerte live gestreamt. Es ist so anders im Vergleich zu einem Auftritt im Konzertsaal: Ich habe das Feedback des Publikums vermisst, einfach die Tatsache, dass man sieht, für wen man spielt. Ich denke, Musik sollte für Publikum aufgeführt werden, aber vorerst ist eben das die beste und sicherste Weise, die Menschen zu erreichen.

Kann Musik Brücken bauen, auch in dieser Zeit?

Durch Musik kann man zuhören, reden und echte Gefühle ausdrücken. Und Dialog und Verständnis sind die Hauptzutaten, wenn es darum geht, starke Beziehungen miteinander zu knüpfen. Der Prozess, mit anderen Musikern an einem bestimmten Stück zu arbeiten, bringt alle zusammen, weil es allen um eine Sache geht: Die Musik. Insofern ist Musik das beste Werkzeug des Dialogs.

Das werden Jamila, Yamen und ihre Mitstreiter spielen

So multikulturell die Zusammensetzung des Streichquartetts am 3. August 2020, so stark die Berliner Note in dem Programm, das sich Jamila Asgarzade und Yamen Saadi vorgenommen haben:

Doch wer kennt schon das Streichquartett Es-Dur von Fanny Hensel, der geliebten – und zur musizierenden Hausfrau degradierten – Schwester Felix Mendelssohns? Zu ihren Lebzeiten ungedruckt, gilt das Quartett heute als eines ihrer facettenreichsten Werke. Den direkten Vergleich mit dem Bruder bietet das Streichquartett c-Moll op. 80, entstanden als erschütternde Reaktion auf Fannys überraschenden Tod mit 42 Jahren, nur zwei Monate vor Felix’ eigenem Tod. Zwei Werke von ganz besonderer Intensität, zu denen Mozarts Duo für Violine und Viola den aufhellenden Kontrapunkt bietet.

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