Zum Abschluss des 18-tägigen Festivals 2015 gründet Young Euro Classic ein neues Orchester aus jungen deutschen, ukrainischen, armenischen und russischen Musikern, um ein zukunftsweisendes Zeichen für Frieden und Verständigung zu setzen. Die 73 Musiker kommen aus Kiew, St. Petersburg, Jerewan und Berlin in Deutschlands Hauptstadt zusammen. Sie lernen sich und die jeweils andere Kultur kennen, sie begegnen sich auf Augenhöhe, erarbeiten gemeinsam ein Konzertprogramm und wachsen so zu einem Klangkörper zusammen, der schließlich im Konzerthaus Berlin Beethovens symbolträchtige 9. Symphonie aufführt. Dieses Konzert stellt gleichzeitig den krönenden Abschluss des Festivals Young Euro Classic dar. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 sieht es Young Euro Classic als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, den interkulturellen Dialog durch die Begegnung junger Orchestermusiker unterschiedlicher Nationen im Rahmen des Festivals zu ermöglichen und weiterzuentwickeln. Solche Orchester symbolisieren den gemeinsamen Willen zum Miteinander, zur Begegnung, zur solidarischen Anstrengung, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Und dies gerade dann, wenn auf der politischen Ebene Begegnung und Miteinander nicht oder nur schwierig funktionieren. Vor diesem Hintergrund hat dieses Orchester eine hohe Symbolkraft und Signalwert. Der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft für das gesamte Projekt übernommen.
Konzerthaus, Berlin
Als einer der herausragenden Dirigenten unserer Zeit hat sich Enoch zu Guttenberg mit der Musik auf eine Weise auseinandergesetzt, die Publikum und Kritiker aufgerüttelt und ihm zugleich internationale Achtung verschafft hat. Enoch zu Guttenberg dirigierte u.a. die Staatskapelle Berlin, die Bamberger Symphoniker, das NDR Sinfonieorchester, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, das MDR Sinfonieorchester und das Nouvelle Orchestre Philharmonique Paris. Zwei Ensembles sind es im Besonderen, die Guttenbergs künstlerische Idee und musikphilosophische Ansätze als gemeinsame Anliegen umsetzen: die von ihm seit 1967 geleitete Chorgemeinschaft Neubeuern und das Orchester KlangVerwaltung, dessen künstlerischer Leiter er seit 1997 ist. Für Enoch zu Guttenberg und seine ihm verbundenen Ensembles sind die Symbiose aus dem fundierten Wissen um die jeweilige historische Aufführungspraxis, der unbedingten, zwingenden Inhaltsorientierung und der hieraus erwachsenden Emotionalität Grundlage ihrer Interpretation. Große gemeinsame Erfolge feierte Guttenberg zusammen mit der Chorgemeinschaft Neubeuern und der KlangVerwaltung nicht nur bei allen bedeutenden nationalen Festivals, sondern auch im Wiener Musikverein, im Concertgebouw Amsterdam, beim Hongkong Music Festival und dem Beijing Music Festival sowie in St. Martin in the Fields in London. Ein Höhepunkt war die Aufführung von Verdis “Messa da Requiem” zu Ehren von Papst Benedikt XVI im Vatikan 2010. Seit dem Jahr 2000 ist Enoch zu Guttenberg Intendant der Internationalen Herrenchiemsee Festspiele. Obwohl die Musik immer im Zentrum seiner Aktivität und Kreativität liegt, ist er auch bekannt als beharrlicher Mahner und Visionär in Sachen Umweltpolitik und als erfolgreicher Förderer der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Ost und West.
Die aus München stammende Sopranistin Susanne Bernhard begann 1995 mit dem Gesangsstudium an der Hochschule für Musik und Theater in München bei Angelica Vogel und Helmut Deutsch. 1997 debütierte sie als Susanna in Mozarts “Le nozze di Figaro” im Prinzregententheater München. Mit nur 23 Jahren wurde sie im Jahr 2000 Ensemblemitglied am Opernhaus Kiel, darauf folgten Engagements an der Oper Frankfurt und der Semperoper Dresden. Neben ihrer Tätigkeit als Opernsängerin widmet sich Susanne Bernhard dem Lied-, Oratorien-, und Konzertgesang. Ihre vielfältigen Engagements auf diesem Gebiet führten sie unter anderem zur Zusammenarbeit mit dem Georgischen Kammerorchester, dem Ensemble Ader Paris, der Neuen Hofkapelle München, dem Russischen Nationalorchester, den Ludwigsburger Schlossfestspielen und der Stuttgarter Bachakademie, sowie auch Enoch zu Guttenbergs KlangVerwaltung. Unter Semyon Bychkov war sie zu Gast beim WDR Sinfonieorchester. Sie ist zudem im Festspielhaus Baden-Baden, beim Beethovenfestival in Warschau, in der Berliner und der Kölner Philharmonie und in der Alten Oper Frankfurt aufgetreten.
Seda Amir-Karayan wurde in Eriwan/Armenien geboren. Sie studierte zunächst Jazzgesang an der Staatlichen Musikhochschule in Eriwan; daneben hat sie sich als Solistin armenischer Sakralmusik einen Namen gemacht. 2011 schloss sie ihr Masterstudium in Musikwissenschaft in Eriwan ab. Seitdem studiert sie in Stuttgart Gesang mit Schwerpunkt Oratorium und Lied. Seda Amir-Karayan ist eine gefragte Konzertaltistin: 2012 war sie die Solistin der “Misa Tango” in mehreren Aufführungen in Argentinien. 2012 übernahm sie auch in der Uraufführung des Oratoriums “7 Lieder über Liebe und Frieden” von Robert Amirkhanyan die große Solopartie; ferner war sie unter der Leitung von Helmuth Rilling im „Paulus“ beim Musikfest Stuttgart und beim Rheingau-Musikfestival zu hören. Die Bachakademie Stuttgart berief sie sodann als Altsolistin für die Bachwoche 2014. Außerdem trat sie in der Philharmonie Köln und der Philharmonie sowie dem Konzerthaus Berlin auf. Für das Studienjahr 2014/15 wurde ihr ein Deutschlandstipendium verliehen.
Alexander Schulz-Kulischenko ist in einem ukrainisch-deutschen Elternhaus aufgewachsen, wurde in Berlin geboren und studierte von 1994 bis 2004 an der Nationalen Musikakademie in Odessa. 2003 war er Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Von 2004 bis 2007 war er Ensemblemitglied der Dresdner Kammeroper. 2008 gewann er den internationalen Gesangswettbewerb „Stokolow“ in St. Petersburg und gab sein Debüt an der Nationaloper in Odessa, später an der Nationalen Staatsoper Lviv (Ukraine), wo er für die nächsten Jahre engagiert war. Sein Repertoire umfasst solche Hauptrollen wie Cavaradossi (Tosca), Alfredo (La traviata), Calaf (Turandot), Manrico (Il Trovatore), sowie Canio (Pagliacci), Duca (Rigoletto) und Radames (Aida). Er gastierte u.a. im Michailowski-Theater in St. Petersburg, an der Nationaloper in Riga, der Prager Staatsoper und an der Estnischen Nationaloper.
Mischa Schelomianski wuchs in Moskau auf, wo er an der Kulturakademie studierte, bevor er seine Studien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt fortsetzte. Sein Operndebüt gab er in Dortmund. Seitdem hat ihn seine Karriere an viele Opernhäuser in Deutschland und Europa geführt, darunter Baden-Baden, Hamburg, Frankfurt, Bonn, Köln, München, Wien, Salzburg, Genf, Bern, Straßburg, Lyon, Paris und Toulouse. Seit 2008 ist er ein regelmäßiger Gast der Glyndebourne Festival Opera. Er hat bereits mit Dirigenten wie Vladimir Jurowski, Gennadi Rozhdestvensky, Ingo Metzmacher, Marc Albrecht und Kent Nagano und mit Regisseuren wie Graham Vick, Nikolaus Lehnhoff, Peter Konwitschny, Harry Kupfer und Francesca Zambello zusammengearbeitet. Als Konzertsänger ist er bereits beim Rheingau Musikfestival, an der Musikhalle Hamburg, der Glocke Bremen, der Philharmonie Berlin, der Tonhalle Düsseldorf und der Tonhalle Zürich, der Alten Oper Frankfurt, der Philharmonie München sowie mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und in Stuttgart, Maastricht, Göteborg, Den Haag, Amsterdam und in den USA beim Oregon Bach Festival aufgetreten.
Der Chor der KlangVerwaltung wurde im Jahr 2000 von Enoch zu Guttenberg gegründet und setzt sich aus professionellen, erfahrenen, jungen Sänger/Innen zusammen. Darunter Mitglieder des Philharmonischen Chors München, des Chors des Bayerischen Rundfunks, des CollegiumVocaleGent und anderer renommierter Vokalensembles. Ergänzend zum hochvirtuosen Orchester der KlangVerwaltung entstand damit ein adäquates Sängerensemble. Bereits die ersten Aufführungen beim Bachfest 2000 auf Herrenchiemsee bestätigten die in das neue Ensemble gesetzten Erwartungen, wie hohes Lob der Presse dokumentiert. Seit 2001 tritt der Chor regelmäßig unter der Leitung von Enoch zu Guttenberg bei den Herrenchiemsee Festspielen auf. Das Eröffnungskonzert auf Frauenchiemsee mit Bach-Kantaten gehört mittlerweile zur festen Einrichtung der Festspiele. Aber nicht nur bei den Herrenchiemsee Festspielen macht sich der Chor der KlangVerwaltung einen Namen. Der Live-Mitschnitt von Beethovens „Missa solemnis“ im Herkulessaal München ist als CD erschienen. 2012 stand ganz im Zeichen von Beethoven: mit Beethovens 9. Symphonie hat der Chor bereits 2012 in Regensburg, Nürnberg, Berlin und zweimal bei den Herrenchiemsee Festspielen; das Werk wurde auch 2014 in München, Wiesbaden und Bad Kissingen aufgeführt.
Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 (1824)
19.00 Uhr: Konzerteinführung im Werner-Otto-Saal
Einlass mit Konzertticket um 18.45 Uhr
Moderation: Dr. Dieter Rexroth, Künstlerischer Leiter Young Euro Classic
In Kooperation mit der Körber-Stiftung.
PROGRAMM
In Initiative von Young Euro Classic wurde das Orchester als Antwort auf aktuelle politische Ereignisse und als ein Symbol der friedlichen Zusammenarbeit und der internationalen Verständigung gegründet.
Beethovens Neunte ist mehr als eine Symphonie. Sie ist Utopie und Vision zugleich, ein Ritual, an dem niemand vorbei kommt, der über das Alltägliche hinaus in die Sphären des Erhabenen – welch ein altmodischer, aber passender Ausdruck! – hinaufstreben will. Beethovens Pathos in Verbindung mit Schillers Versen – das hat vielfältige Wirkung erzielt. Im heutigen Bewusstsein lebt die „Ode an die Freude“ seit 1972 auch als „Europahymne“. Seitdem erklingt sie zwischen Baltikum, Irischer See und Algarve zu Ehren Europas; ihren angeblich „deutschen Charakter“ hat sie damit längst zugunsten einer übernationalen Bestimmung abgelegt.
In Kooperation mit:
The Rimsky-Korsakov State Conservatory St. Petersburg
State Youth Orchestra of Armenia
The Ukrainian National Tchaikovsky Music Academy
Universität der Künste Berlin