Das Wiener Jeunesse Orchester (WJO), gegründet 1987 von Manfred Honeck, kann im Oktober des kommenden Jahres auf 35 Jahre musikalischer Aktivitäten zurückblicken. Schnell hat sich das Ensemble, in dem Student_innen der Musikuniversitäten und Konservatorien aller Bundesländer im Alter von 18 bis 26 Jahren mitspielen, als wichtigstes Jugendsymphonieorchester Österreichs etabliert. Regelmäßig nehmen die jungen Musiker_innen an Festivals im In- und Ausland wie dem Klangbogen Wien, den Wiener Festwochen und den Salzburger Festspielen teil. Im August 2018 unternahm das WJO eine Rumänien-Tournee; im September 2019 wirkte es beim Jubiläumskonzert „70 Jahre Jeunesse“ mit. Das Repertoire umfasst vor allem die große österreichische Symphonik von Bruckner und Mahler, aber auch Antonin Dvořák, Richard Strauss und Franz Schmidt. Einen wichtigen Platz nehmen darüber hinaus österreichische Komponisten der Gegenwart ein, die immer wieder durch Uraufführungen gefördert werden. Seit 1989 steht Herbert Böck an der Spitze des WJO.
Konzerthaus, Berlin
Herbert Böck erhielt seine erste musikalische Ausbildung als Wiener Sängerknabe und studierte anschließend an der Wiener Musikhochschule Oboe, Dirigieren, Tonsatz und Musikerziehung. Von 1985 bis 1990 war Böck Solo-Oboist des ORF-Symphonieorchesters. Seit 1995 wirkt er als Professor für Chor- und Ensembledirigieren an der Universität für Musik Mozarteum Salzburg, seit 2007 außerdem als Leiter des von ihm gegründeten Kammerchores der Universität Mozarteum Salzburg. Zahlreiche Konzertreisen führten ihn in den letzten Jahrzehnten durch ganz Europa, nach Russland, Israel und in die USA. Eine langjährige künstlerische Partnerschaft verbindet Herbert Böck mit Den Norske Oper in Oslo und dem Oslo Philharmonic Orchestra. Seit 2009 ist er ein gern gesehener Gastdirigent beim Arctic Philharmonic Orchestra im norwegischen Tromsö, mit dem er die großen Chorwerke von Bach, Mozart und Haydn aufführte. Seit 1989 leitet der 63-Jährige auch das Wiener Jeunesse Orchester.
Daniel Auner, 1987 in eine österreichisch-russische Musikerfamilie geboren, gehört heute zu den international gefragtesten Wiener Geigern seiner Generation. Einladungen führten ihn in letzter Zeit zum Orchestre Philharmonique de Strasbourg, Saint Paul Chamber Orchestra, Bournemouth Symphony Orchestra, Orquestra Sinfónica Portuguesa und Orquestra Sinfónica Brasileira. Als ehemaliger Student von Christian Altenburger, Igor Ozim und Boris Kuschnir beschäftigte er sich besonders mit der barocken Aufführungspraxis des 17. und 18. Jahrhunderts, die 2019 in einer Gesamteinspielung von Bachs Solo-Sonaten und Partiten ihren Niederschlag fand. Auner ist als Kulturbotschafter Österreichs in vielen außereuropäischen Ländern aufgetreten, so in Brasilien, Mexiko, Iran, Kuwait, Indonesien und Malaysia. Der Geiger spielt auf einer historischen Violine von Giovanni Battista Guadagnini aus der Sammlung wertvoller Streichinstrumente der Österreichischen Nationalbank. 2015 gründete er das Auner Quartett; außerdem unterrichtet er seit 2018 als Professor für Violine am Prayner Konservatorium in Wien.
Über die vergangenen Jahrzehnte hat sich der mittlerweile 85-jährige Kurt Schwertsik den Ruf einer schillernden Figur im Wiener Musikleben erworben. International zählt er seit langem zu den führenden Komponisten Österreichs, dessen Werke bei vielen großen Festivals zur Aufführung kamen. In den 1960er Jahren noch Schüler Karlheinz Stockhausens in Köln, kehrte Schwertsik bald darauf dem Serialismus wieder den Rücken und begann, tonal zu komponieren. Oft zeichnet sich seine Musik durch einen Hang zu einer ironisch-humoristischen Note aus. Im Hauptberuf Hornist der Wiener Symphoniker, war Schwertsik mit zahlreichen Solokonzerten, aber auch mit der fantastischen Oper Fanferlieschen Schönefüßchen (1983), dem fünfteiligen Orchesterzyklus Irdische Klänge (1992) und der Sinfonia–Sinfonietta (1996) erfolgreich. Für den Trompeter Håkan Hardenberger schrieb er das Divertimento Macchiato (2007); in Zusammenarbeit mit dem Choreographen Johann Kresnik entstanden seine Ballette Macbeth, Frida Kahlo, Nietzsche, Gastmahl der Liebe und Hans Christian Andersen.
Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25 „Symphonie Classique“ (1916-1917)
Violinkonzert Nr. 2 op. 81 „Albayzin und Sacromonte“ (2000, Deutsche Erstaufführung)
Symphonie Nr. 7 h-Moll D 759 „Die Unvollendete“ (1822)
Orchestersuite „Die Liebe zu den drei Orangen“ op. 33 a (1919)
PROGRAMM
Wollte man das Programm des Wiener Jeunesse-Orchesters beschreiben, dann könnte man von einer originellen Melange sprechen. Einer österreichisch-russischen sozusagen, die den Bogen über fast 200 Jahre Musikgeschichte spannt. Im wahrsten Sinne des Wortes im Zentrum stehen zwei Ur-Wiener: zum einen Franz Schubert mit seiner berühmten „Unvollendeten“, der zweisätzigen h-Moll-Symphonie, zum anderen der mittlerweile 85-jährige Kurt Schwertsik, eine echte Wiener Institution, dessen 2. Violinkonzert von dem jungen Geiger Daniel Auner vorgestellt wird. Der Rahmen des Konzerts könnte kontrastreicher nicht sein: Am Anfang steht Prokofjews unverwüstliche Symphonie classique, während die Suite aus seiner Oper „Die Liebe zu drei Orangen“ das temperamentvolle Finale bildet. Hatte das Wiener Jeunesse-Orchester in früheren Festival-Jahren meist großbesetzte Symphonik im Gepäck, zeigen sich die Österreicher diesmal von der leichteren Seite – vielleicht sogar mit einem Strauß-Walzer als Zugabe?
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Hören Sie die Konzerteinführung zum 5. August hier: