Im vergangenen Jahr feierte es sein 40-jähriges Bestehen: 1982 wurde das nationale französische Jugendorchester, das Orchestre Français des Jeunes (OFJ), gegründet und hat sich seitdem einen Namen als eines der profiliertesten Jugendorchester Europas gemacht – was das Publikum von Young Euro Classic schon mehrfach miterleben durfte. Die rund 100 Mitglieder kommen jährlich zu mehreren Arbeitsphasen in der Region Hauts-de-France zusammen, wo sie von Dozent:innen der führenden Orchester Frankreichs unterrichtet werden. Seit 2019 werden außerdem zusätzliche Interpretationskurse für die Musik der klassisch-frühromantischen Epoche (1750-1830) angeboten. In kammermusikalischen Formationen treten die Musiker:innen auch in Krankenhäusern, Gefängnissen, Seniorenheimen und anderen sozialen Einrichtungen auf, um zusätzliche Menschen außerhalb des Konzertsaals zu erreichen. Chefdirigent des Orchestre Français des Jeunes ist seit 2021 der Däne Michael Schønwandt. Die Sommertournee des OFJ findet dank der großzügigen Unterstützung von Aline Foriel-Destezet statt.
Konzerthaus Berlin
1970 als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie in Bonn geboren, legte Joe Chialo das Abitur an einem Ordensinternat der Salesianer Don Boscos bei Köln ab. Nach einer handwerklichen Ausbildung zum CNC Fräser studierte Joe Chialo einige Semester Geschichte, Politik und wirtschaftliche Staatswissenschaften in Erlangen, bevor sein Studium zugunsten einer Karriere in der Kultur- und Kreativwirtschaft aufgab. Nach Jahren bei Jive Records, Cheyenne Records und Universal Music gründete er 2009 das Joint Venture Musiklabel Airforce1 Records und 2018 das Musiklabel Afroforce1 Records.
Anfang 2016 trat Chialo in die CDU ein, seit Anfang 2022 ist er Mitglied des Bundesvorstands der CDU, seit April 2023 Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin.
Der ehemalige Intendant von Deutschlandradio (2009-2017) hat eine ungewöhnlich spannende Biographie: Nach Studien in England und Frankreich verbrachte der promovierte Ethnologe in den 1970er-Jahren fast 5 Jahre mit Feldforschungen zu Blutrache in Afghanistan, unterrichtete zeitweise an der Universität Kabul und wandte sich dann erst endgültig dem Journalismus zu. Als ARD-Korrespondent war er u.a. in Afghanistan und Pakistan, in Beirut, Griechenland, der Türkei und 1991 als Korrespondent im Golf-Krieg tätig. 1994 kam er als Chefredakteur zum Deutschlandradio nach Berlin. 1998 wurde er Direktor Baden-Württemberg und Stellvertretender Intendant des SWR und kehrte dann 2009 als Intendant zum Deutschlandradio zurück. Dr. Willi Steul ist Träger des Bundesverdienstkreuzes, sowie Commandeur im französischen Ordre national du Mérite. Er ist Mitgründer von Young Euro Classic und von Beginn an Vorsitzender des Freundeskreises europäischer Jugendorchester e.V., der das Festival seit dem Jahr 2000 veranstaltet.
Der Däne Michael Schønwandt ist ein vielgefragter Dirigent in ganz Europa und hat im Laufe seiner über 40-jährigen Karriere schon viele Leitungspositionen innegehabt. Derzeit ist er Chefdirigent am Opernhaus in Montpellier sowie seit 2022 Gastdirigent beim Belgischen Nationalorchester. Die Leitung des Nationalen Französischen Jugendorchesters übernahm er zusätzlich 2021. Zuvor stand Schønwandt bereits an der Spitze des Opernhauses Kopenhagen (2000-2011), wo er unter anderem einen vielgelobten Ring-Zyklus im neuerbauten Opernhaus realisierte. Auch in Berlin ist der Dirigent kein Unbekannter, leitete er doch 1992-1998 das Berliner Sinfonie-Orchester, das heutige Konzerthausorchester. Seine Opernengagements führten ihn nicht nur nach London, Brüssel, Paris und Wien, sondern auch nach Bayreuth, wo Schønwandt 1987/88 Die Meistersinger von Nürnberg dirigierte. Ein besonderes Interesse zeigt der Dirigent für seine dänischen Landsleute Carl Nielsen und Niels Wilhelm Gade wie auch für zeitgenössische Komponist:innen Dänemarks, von denen er zahlreiche Uraufführungen leitete.
Allein schon die Zahl von 25 Soloalben, die er in den letzten Jahrzehnten eingespielt hat, spricht für die Qualität von Alexandre Tharaud. Dabei reicht die Bandbreite der Aufnahmen von Barockmeistern wie Couperin, Bach und Scarlatti über Mozart und Beethoven, Chopin und Rachmaninow bis zu den wichtigsten französischen Komponist:innen des 20. Jahrhunderts. Mit der Sopranistin Sabine Devieilhe nahm er zuletzt die CD Chanson d’Amour auf; mit dem Cellisten Jean-Guihen Queyras verbindet ihn seit 20 Jahren eine künstlerische Partnerschaft. Immer wieder setzt sich Tharaud außerdem mit Uraufführungen für zeitgenössische Komponist:innen ein. Als Solist tritt der 55-Jährige mit allen bedeutenden Orchestern und in allen wichtigen Konzertsälen zwischen den USA, Europa und Asien auf. 2017 präsentierte Tharaud mit dem Film Montrez-moi vos mains (Zeigen Sie mir Ihre Hände) einen ganz persönlichen Einblick in das Leben eines Pianisten. 2012 übernahm er eine Nebenrolle als Pianist in Michael Hanekes Film Liebe und spielte die im Film vorkommenden Schubert-Stücke ein.
Symphonie Nr. 5 „Symphonie concertante“ (1949)
Konzert für Klavier und Orchester G-Dur (1929-1931)
Symphonie Nr. 4 f-Moll op. 36 (1877)
Zu Beginn des Konzerts findet die Verleihung des Europäischen Kompositionspreises 2023 statt. Der vom Regierenden Bürgermeister ausgelobte Preis wird von Herrn Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, überreicht. Die Preisverleihung wird von Herrn Dr. Willi Steul moderiert.
Über das Konzert
Das Orchestre Français des Jeunes, das Nationale Französische Jugendorchester, muss man eigentlich nicht mehr vorstellen. Schon oft war es bei Young Euro Classic zu Gast, vor allem mit seinem langjährigen Chef Dennis Russell Davies, und immer hat es für farbige Programme und großartige Konzerte gesorgt. Daher darf man auch diesmal auf die französisch-deutsch-russische Zusammenstellung zum Festivalfinale gespannt sein! Den Anfang macht eine Hommage an Karl Amadeus Hartmann, einen auch in Deutschland sträflich vernachlässigten Komponisten, der vor allem in den 1950er Jahren mit eindrücklicher Symphonik auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Gegenteil stellt Pjotr Tschaikowski dar: Dessen Vierte Symphonie, Spiegel seiner prekären persönlichen Situation, zählt zu den vielgespielten Meisterwerken des Komponisten. Bleibt noch das G-Dur-Klavierkonzert von Maurice Ravel, ein rasantes und zugleich sehr poetisches Werk, das im Konzert des Nationalen Französischen Jugendorchesters einen (vielfach) ausgezeichneten Interpreten findet: ihren Landsmann Alexandre Tharaud.