Europäischer geht es nicht: Aus allen 28 EU-Staaten kommen die 140 Musiker, die jährlich durch Vorspiele aus etwa 4000 Kandidaten für das European Union Youth Orchestra ausgewählt werden. Etwa 3000 Musiker haben in den nunmehr über 40 Jahren seit der Gründung 1976 das EUYO durchlaufen; nach Vladimir Ashkenazy, der 15 Jahre an der Spitze des EUYO stand, ist seit Herbst 2015 Vasily Petrenko neuer Chefdirigent des Orchesters. Tourneen führten das EUYO um den ganzen Erdball, nach São Paolo und New York ebenso wie nach Mumbai und Seoul. Ein besonderer Höhepunkt war im November 2018 die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris vor 70 Staatsoberhäuptern. Die Auftritte bei Young Euro Classic – darunter mit Vladimir Ashkenazy, Herbert Blomstedt und Gianandrea Noseda – gehören seit Gründung des Festivals zu den jährlichen Highlights. 2014 startete das Orchester sein ambitioniertes Programm Towards 2020, bei dem in einem breit angelegten Kooperationsprojekt neue Formen der Musikerausbildung in Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts entwickelt werden sollen. Im Zusammenhang mit dem Brexit hat das EUYO kürzlich seinen Sitz von London in das norditalienische Ferrara verlegt.
Konzerthaus, Berlin
Der aus St. Petersburg stammende Vasily Petrenko ist ein vielgefragter Dirigent bei allen namhaften Orchestern in Europa und Nordamerika. Er amtiert nicht nur seit 2015 als Chefdirigent des EUYO, sondern hat außerdem auch Chefposten beim Oslo Philharmonic Orchestra und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra inne. 2021 übernimmt er zusätzlich die Stelle des Chefdirigenten beim Royal Philharmonic Orchestra in London. Der 42-jährige Russe, nicht verwandt mit dem zukünftigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko, ist auch als Operndirigent mit Einladungen nach Glyndebourne, Zürich und München (Boris Godunow) bekannt geworden; an der Met in New York gibt er in dieser Saison sein Debüt mit Tschaikowskys Pique Dame. Unter seinen zahlreichen CD-Produktionen ragt der Zyklus sämtlicher Schostakowitsch-Symphonien heraus, der 2015 komplettiert wurde. Petrenko spielte aber auch Werke von Tschaikowski, Skrjabin, Elgar und Szymanowski ein. Zuletzt erschien 2018 ein Album mit der fünften und sechsten Symphonie von Sergei Prokofjew.
Die schwedische Sopranistin Miah Persson studierte zunächst Rechts- und Sozialwissenschaften, bevor sie zum Gesang wechselte. Seit ihrem Debüt 1998 in Stockholm als Susanna in Mozarts Figaros Hochzeit hat sie an allen großen Opernhäusern von Wien über London und Paris bis New York, bei den Salzburger Festspielen, in Aix-en-Provence und Glyndebourne gastiert. Ihr Repertoire reicht von Händel über Mozart und Strauss bis zu Poulenc und Britten. Als vielgefragte Konzertsängerin ist sie vor allem in Haydns Oratorien, Mahlers Symphonien und dem Brahms-Requiem zu erleben.
Die Mezzosopranistin Theresa Kronthaler ist aus ihrer Zeit als Ensemblemitglied der Komischen Oper (2012-16) in Berlin bestens bekannt. Hier sang sie wichtige Partien ihres Faches wie die Dorabella (Così fan tutte), Cherubino (Figaros Hochzeit) und Händels Giulio Cesare. Inzwischen ist die gebürtige Würzburgerin, die in Rom aufwuchs, an vielen Bühnen als Gast zu erleben: in Bremen als Carmen, im Theater an der Wien als Eglantine in Webers Euryanthe und in Antwerpen als Dame in Hindemiths Cardillac.
Der aus Wien stammende Tenor Norbert Ernst hat sich im deutschen Fach längst einen internationalen Namen gemacht. Den Loge in Wagners Rheingold sang er über viele Spielzeiten bei den Bayreuther Festspielen; mit dieser Rolle gibt der 41-Jährige in dieser Spielzeit auch sein Debüt an der Met in New York. Darüber hinaus singt er nicht nur den David (Meistersinger) und Erik (Fliegender Holländer), sondern hat zuletzt auch erfolgreiche Debüts als Lohengrin und Florestan (Fidelio) gefeiert. Seine erste Solo-CD mit Opernszenen von Beethoven, Weber und Wagner erschien 2016.
Der kroatische Bassist Leon Kosavic debütierte bereits als 20-Jähriger in der Rolle des Papageno an der Kroatischen Nationaloper in Zagreb. 2015 trat er erstmals in Helsinki als Malatesta in Donizettis Don Pasquale auf, 2017 debütierte der Sänger als Don Giovanni in Stuttgart und als Ping in Puccinis Turandot an Covent Garden in London. In dieser Saison ist der 27-jährige Kosavic unter anderem für Halévys La Juive nach Antwerpen, Mozarts Cosi fan tutte nach Lausanne und den Figaro nach Straßburg verpflichtet.
Vor zwei Jahren feierte der Ernst Senff Chor sein 50-jähriges Bestehen: Seit 1967 gehört er zu den festen Größen im Berliner Konzertleben. Als semiprofessionelles Ensemble, dessen Stärke von 20 bis 120 Sängerinnen und Sänger variiert, wird er von vielen Berliner Orchestern für gemeinsame Projekte verpflichtet. Jüngste Projekte führten den Chor auch zu den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Kunstfest Weimar, der Staatskapelle Halle und der Anhaltischen Philharmonie Dessau. Von Ernst Senff als Kammerchor gegründet, liegt heute der Schwerpunkt des Repertoires in der großen chorsinfonischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts von Beethoven über Mendelssohn, Berlioz und Brahms bis zu Mahler, Schönberg und Strawinsky. Zahlreiche CD-Einspielungen dokumentieren die Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Simon Rattle, Bernard Haitink, Carlo Maria Giulini und Riccardo Chailly. Künstlerischer Leiter des Chores ist seit 2009 Steffen Schubert. Im Januar 2019 ist der Ernst Senff Chor zusammen mit der Staatskapelle Weimar und dem Dirigenten Kirill Karabits mit dem International Classical Music Award in der Kategorie „Chorwerke“ für die beste Aufnahme des Jahres ausgezeichnet worden.
Der aus Kiel stammende Dirigent Steffen Schubert studierte an der Hochschule der Künste in Berlin und in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana, bevor er 1992 als Assistent des Chordirektors Karl Kamper an die Deutsche Oper Berlin verpflichtet wurde. Ab 1995 hat Schubert viele Jahre als Chor-Korrepetitor unter Norbert Balatsch und Eberhard Friedrich bei den Bayreuther Festspielen gearbeitet. 1998 ging er als Chordirektor und Dirigent an das Salzburger Landestheater. Außerdem wurde er als Gastdirigent vom Chor der Oper Zürich sowie den Chören des NDR und WDR eingeladen. Seit 2009 leitet Schubert den Ernst Senff Chor, mit dem er viele Auftritte mit den wichtigsten Berliner Orchestern, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Kunstfest Weimar einstudierte. Schubert ist auch für den Chor der Operngruppe Berlin verantwortlich, die zuletzt Puccinis Oper Edgar (2019) und Verdis Giovanna d’Arco (2018) im Berliner Konzerthaus aufgeführt hat.
Symphonie Nr. 9 d-Moll op. 125 (1824)
19:00 Uhr: Konzerteinführung mit Dieter Rexroth im Werner-Otto-Saal
Einlass mit Konzertticket um 18:45 Uhr
PROGRAMM
Sie ist sicherlich Beethovens berühmtestes Werk, und seit 1985 gilt sie als offizielle Hymne der Europäischen Union. Aber der überwältigende Schlusssatz mit der „Ode an die Freude“ ist nur ein Teil von Beethovens neunter Symphonie. Mit diesem Werk sprengte der bereits taube Komponist musikalische Grenzen und wies weit voraus in die Zukunft. Insofern ist und bleibt die Neunte ein Prüfstein für alle Orchester und Dirigenten, sich mit ihrer Monumentalität, ihrer Tiefe und Ausdruckskraft auseinanderzusetzen. Bei Young Euro Classic 2019 wagt sich ausgerechnet das EUYO an dieses Werk – jenes ur-europäische Orchester, in dem Musikerinnen und Musiker aus allen 28 EU-Ländern mitspielen. Seine hervorragende Qualität ist unbestritten, sein Engagement ebenso. Dies Konzert wird in jedem Fall ein Höhepunkt von Young Euro Classic im Konzerthaus Berlin!
Singen Sie mit!
Heute sind wir alle gefordert: Erst als aufmerksame Zuhörer bei Beethovens Neunter und dann – „Achtung, jetzt mitsingen“ – als aktiv Mitwirkende!
Sowohl im Konzertsaal als auch draußen auf dem herrlichen Gendarmenmarkt singen wir alle, so gut wir können, die „Ode an die Freude“:
Drinnen unter der Leitung von Maestro Vasily Petrenko, draußen geführt vom Chorleiter Carsten Gerlitz. Die „Europa-Hymne“ bildet den krönenden Abschluss des Europa-Wochenendes mit dem EUYO.
Das gesamte Konzert wird live auf den Gendarmenmarkt übertragen. Dort können Sie kostenfrei und ohne Ticket oder vorherige Anmeldung am Konzert teilnehmen.
Durch die Immersive Sound-Technologie entsteht ein außergewöhnliches Klangerlebnis, das den Innenraum des Konzertsaals auf dem Platz akustisch abbildet. Seien Sie dabei!
Mitschnitt

Dieses Konzert wird LIVE gestreamt auf arte.tv/yec

Partnernetzwerk Ode an die Freude – Mitsingkonzert
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