Krzyżowa-Music ist ein neues Kammermusik-Festival in Polen, das unter der künstlerischen Leitung von Viviane Hagner 2015 zum ersten Mal im schlesischen Krzyżowa, dem früheren Kreisau, stattfand. Nach dem Vorbild von Marlboro Music aus dem amerikanischen Vermont, bringt es erfahrene und weltweit anerkannte Musikerpersönlichkeiten mit jungen musikalischen Hoffnungsträgern zusammen. Auch 2016 treffen sie sich wieder mitten in Europas Herzen zum gemeinsamen Musizieren auf Augenhöhe.
Krzyżowa/Kreisau steht in der deutschen Geschichte für den Widerstand gegen den Naziterror und ist heute internationale Jugendbegegnungsstätte, Gedenkstätte und Europäische Akademie. Drei Tage nach dem Mauerfall fand dort die historische Versöhnungsmesse mit Tadeusz Mazowiecki und Helmut Kohl statt, die den Beginn des polnisch deutschen Aussöhnungsprozesses einleitete.
Somit ist Krzyżowa/Kreisau für ein Musikfestival, das sich auch mit der Rolle der Musikerinnen und Musiker in der Gesellschaft befasst, sich mit der Exilmusik auseinander setzt und Musizierende aus ganz Europa und darüber hinaus zusammen führt, der „geborene“ Ort, die Tradition von Marlboro nach Europa zu übertragen. Zwischen den Gründern von Marlboro und den Kreisau des Widerstandes gibt es vielfältige historische Verbindungslinien.
Konzerthaus, Berlin
Viviane Hagner, die künstlerische Leiterin von Krzyżowa-Music, gehört zu den profiliertesten Musikerinnen ihrer Generation. Seit ihrem Debut als Dreizehnjährige mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta ist sie bei den großen Orchestern der Welt zu Gast, wie den Berliner Philharmonikern, den New Yorker Philharmonikern, dem Chicago Symphony Orchestra oder dem Leipziger Gewandhausorchester. Sie ist regelmäßige Teilnehmerin von Marlboro Music und war als „Artist in Residence“ des Konzerthauses Berlin und bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern als „Preisträgerin-in-Residence“ zu erleben. Sie lehrte ab 2009 als Professorin für Violine an der Universität der Künste Berlin und ist seit 2013 Geigenprofessorin an der Musikhochschule Mannheim.
Der junge spanische Klarinettist Pablo Barragán gewann neben dem Prix Credit Suisse Jeunes Solistes Preis 2013 auch andere internationale Preise wie den ARD Musikwettbewerb 2012. Seit 2007 spielt Pablo Barragán im West-Eastern Divan Orchestra mit und arbeitet mit Maestro Daniel Barenboim zusammen. Pablo Barragán studierte am Conservatorio Superior de Música Manuel Castillo in Sevilla bei Antonio Salguero und mittels der Barenboim-Said Stiftung bei Matthias Glander. Heute ist er Stipendiat der Fundación Caja Madrid und studiert an der Musik-Akademie Basel bei François Benda.
Der schwedische Cellist Torleif Thedéen war während der letzten 25 Jahre Solist bei fast allen bedeutenden Orchestern der Welt und musiziert als leidenschaftlicher Kammermusiker ebenso weltweit in den wichtigsten Konzertsälen und ist Gast so renommierter Festivals wie in Schleswig-Holstein, Salzburg, Utrecht, Dubrovnik, Helsinki, Kuhmo, Bath, Bordeaux, Bergen, dem Prager Frühling und dem Verbier Festival. Er hat alle Cello-Werke von Schnittke, Brittens drei Solo-Suiten sowie die Cellokonzerte von Dvořák, Lalo, Schumann, Elgar, Saint-Saëns, Kabalewski, Bloch, Kokkonen, Schostakowitsch, Lutosławski und Penderecki bei verschiedenen Labels eingespielt. Seine Aufnahmen der Solo-Suiten von J. S. Bach wurden weltweit gewürdigt (BBC „Editor‘s Choice”).
Die 21-jährige polnische Violinistin Ania Filochowska studiert zurzeit am Curtis Institute in Philadelphia bei Aaron Rosand und Pamela Frank.
Ihr Solo Debüt machte sie bereits im Alter von 10 Jahren mit dem Symphonieorchester von Rybnik in Polen und seitdem gastiert sie als Solistin bei vielen Orchestern der Welt. Im Alter von 15 Jahren spielte Ania Filochowska für Zubin Mehta in der Avery Fisher Hall in New York. Sie arbeitete als Kammermusikerin mit Musikern wie Meng-Chieh Liu, Paul Katz und Ralph Kirschbaum zusammen und musiziert außerdem gerne mit ihrem Bruder Piotr, der auch am Curtis Institute of Music studiert.
Der herausragende junge Pianist Adam Golka hat polnisch-amerikanische Wurzeln. Er hat bereits mit zahlreichen Orchestern zusammengespielt sowie diverse Solo-Rezitals in renommierten Häusern wie dem Lincoln Center in New York oder dem Concertgebouw in Amsterdam gegeben. Er begann sein Klavierstudium bei seiner Mutter Anna Golka und Dariusz Pawlas. Später studierte er bei José Feghali, einem seiner einflussreichsten Lehrer, wie Golka selbst sagt. Am Peabody Conservatory nahm Adam Golka Unterricht bei Leon Fleischer und heute ist er Artist-in-Residence am College of the Holy Cross in Worcester, Massachusetts.
Die aus Vancouver stammende junge Bratschistin Eleanor Kendra James begann vierjährig mit dem Geigenspiel und wechselte vierzehnjährig zur Bratsche. An der renommierten Colburn School in Los Angeles studierte sie bei Paul Coletti und später an der Yale University bei Ettore Causa. Nach dem Gewinn des 1. Preises der „Shean String Competition“ in Edmonton hatte sie viele Soloauftritte mit Sinfonieorchestern in Amerika. Als leidenschaftliche Kammermusikerin musizierte sie bereits mit so ausgezeichneten Partnern wie Ani Kavafian und Paul Neubauer und wurde von Michael Tree, Pinchas Zukerman und Alfred Brendel gecoacht. Sie nahm an vielen bedeutenden Sommerfestivals in Amerika, Europa und China teil, zum Beispiel dem Zermatt Festival, dem Menuhin Festival in Gstaad, dem Sarasota Music Festival, sowie bei Music@Menlo und Krzyżowa-Music. Zurzeit schließt sie ihre Studien bei Nils Mönkemeyer in München ab.
Die Berlinerin Nadja Reich war von 2003 bis 2012 Jungstudentin an der Universität der Künste Berlin, wo sie von Matias de Oliveira Pinto und von Jens Peter Maintz unterrichtet wurde. Seit September 2013 studiert sie bei Thomas Grossenbacher an der Zürcher Hochschule der Künste. Nadja Reich wurde eingeladen zu Festivals wie dem Kyoto International Students’ Festival, dem Musikalischen Sommer in Ostfriesland, Norsjø Kammermusikkfest, Valdres Sommersymfoni, oder dem Young Prague Festival. Seit 2012 ist Nadja Reich Stipendiatin der Musikakademie Liechtenstein und seit 2014 wird sie von der Stiftung Lyra unterstützt.
„Ouvertüre über hebräische Themen“ op. 34 (1919)
Quartett für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (1993)
Suite für Klarinette, Violine und Klavier aus „L’Histoire du soldat“ (1917/1919)
Klavierquintett f-Moll, op. 34 (1865)
PROGRAMM
Das Festival Krzyżowa-Music im schlesischen Kreisau steht für internationale Verständigung – und das Programm des heutigen Konzerts ist das allerbeste Beispiel dafür! Verschiedenste musikalische Traditionslinien aus Ost und West laufen hier zusammen: Der Russe Sergej Prokofjew schuf im Jahr 1919 in New York seine Ouvertüre über hebräische Themen für ein Sextett ehemaliger jüdischer Kommilitonen aus St. Petersburg. Im gleichen Jahr fand in Lausanne die Uraufführung der brillanten Suite aus Strawinskys Theaterstück Die Geschichte vom Soldaten statt. Und auch die beiden anderen Kompositionen, in denen die wunderbare Geigerin Viviane Hagner und ihre internationalen Mitstreiter zu erleben sind, bieten Kammermusik vom Feinsten: In seinem Klarinettenquartett von 1993 spielt der Pole Penderecki virtuos mit den klassischen Formen, während dem Wahl-Wiener Brahms mit seinem berühmten Klavierquintett die meisterliche Verbindung von orchestraler Klangfülle und elegischer Schlichtheit gelang.
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