Nils Landgren ist zweifellos einer der erfolgreichsten Jazzmusiker Europas. Schon jetzt rätseln die Fans und Beobachter des 58-jährigen Schweden, ob seine Tage vielleicht mehr als 24 Stunden lang sind. Kritiker haben ihm den Ehrentitel hardest working man in showbusiness verliehen. Wenn „Mr. Redhorn“, der Mann mit der roten Posaune, nicht mit seiner legendären Funk Unit oder anderen Projekten unter eigenem Namen tourt, ist er als Produzent und Talentscout tätig oder vermittelt sein Knowhow an Studenten. In der Bundeshauptstadt hat er sich als künstlerischer Leiter des JazzFest Berlin ausgezeichnet. Bewunderung erregt nicht zuletzt die Vielseitigkeit dieses Musikers, der schon mit sechs Jahren Schlagzeug zu spielen begann und mit 13 die Posaune für sich entdeckte: Neben knallhartem Jazz pflegt er die schwedische Folklore oder spielt bei Christmas With My Friends romantisch-eigenwillige Weihnachtslieder ein. In Kooperation mit Ärzte ohne Grenzen unterstützt Nils Landgrens Funk Unit ein Projekt zur musikalischen Förderung von Kindern und Jugendlichen in einem der größten Slums in Kenias Hauptstadt Nairobi. Nach der Leitung des erfolgreichen „Young Euro Classic meets Jazz“ Projekts im letzten Jahr kehrt Nils Landgren 2015 zu dessen Fortsetzung zurück.
„30 Musiker. Kein Dirigent“: Unter diesem Motto wirbt das c/o chamber orchestra für sich. In der Tat sind gleichberechtigtes Miteinander und Verantwortung aller Mitglieder die Basis dieses 2014 gegründeten Kammerorchesters. Das c/o im Namen, anspielend auf den Adresszusatz, bei dem die Post über einen Mittelsmann beim Empfänger ankommt, ist hier Programm: Die Musiker sehen sich als musikalische Vermittler, um dem Publikum „die bestechendste, wahrhafteste und direkteste Interpretation anzubieten“. Die Idee für das c/o chamber orchestra entstand bei einigen ehemaligen Mitgliedern des Baltic Youth Philharmonic, dem brillanten Jugendorchester der Ostseestaaten. Hinzu kamen Musiker aus Spanien und Italien, Korea und USA – nicht weniger als 15 Nationen. Sie arbeiten als professionelle freie Musiker, haben aber auch Positionen bei Orchestern in Tallinn, Riga, Malmö, Kristiansand und auch Brandenburg inne. „Einen eigenen Stil“ bescheinigte die Berliner Zeitung dem Orchester bei seinem Berliner Debüt: „Die stürmische Jugendorchester-Begeisterung wird stilistisch domestiziert weitergeführt, und dass man nun ganz allein für das künstlerische Ergebnis verantwortlich ist und sich nicht hinter einem Dirigenten verstecken kann, sorgt für zusätzliche Präsenz sämtlicher Musikerinnen und Musiker.“
www.co-chamberorchestra.com
Konzerthaus, Berlin
Die Schlagzeugerin Malin und die Saxophonistin Karolina Almgren, zwei Schwestern aus Göteborg, treten seit 2013 als „Sisters of Invention“ auf. Dabei können sie ihre ganzen Qualitäten als Musikerinnen und Arrangeurinnen ausspielen: 2014 erschien nach „Om & Om Igen“ bereits ihr zweites eigenes Album „Navigating“. Noch nicht einmal Mitte 20, haben die beiden Schwedinnen bereits Arrangements für das Arctic Youth Jazz Orchestra geschrieben und traten beim Fife Jazz Festival in Schottland auf. Inzwischen arbeiten sie auch für die Bohuslän Big Band, mit der sie im Herbst 2015 auf Tournee gehen werden.
Die Pianistin Fanny Gunnarsson stammt aus Malmö, wo sie 2014 auch ihr Diplom an der dortigen Musikakademie gemacht hat. Schon als Schülerin entdeckte sie den Jazz. Inzwischen hat sie sich längst einen Namen als Pianistin und Sängerin gemacht, außerdem gründete sie das Fanny Gunnarsson Quartet. Als Songwriter verbindet Fanny Gunnarsson heutigen Jazz mit Popmusik; ihr Debüt-Album „Same Eyes As You“ brachte dem Quartett Einladungen zum Ystad Sweden Jazz Festival und zum renommierten Jazz-Club „Fasching“ in Stockholm.
Im vergangenen Jahr hat Lisa Wulff, geboren 1990 in Hamburg, ihr Studium der Musikerziehung im Bereich Jazz und jazzverwandte Musik mit den Hauptfächern E- und Kontrabass in Bremen abgeschlossen und setzt seitdem ihre künstlerische Ausbildung in Hamburg fort. Nicht nur als Bassistin, sondern auch als Sängerin ist Lisa Wulff auf der Bühne zu erleben. Außerdem komponiert sie und gründete nach Erfahrungen mit ersten eigenen Bands wie Kalís, Greenroom und takadoon zuletzt das Lisa Wulff Quartett. Konzerte führten sie über Deutschland hinaus ins europäische Ausland und nach China.
«Kleine Dreigroschenmusik» (1928)
«Le Boeuf sur le Toit» op. 58 (1920)
sowie Werke von George Gershwin, Duke Ellington, Jacques Ibert und anderen
PROGRAMM
Erleben Sie ein Programm, das sich auf die Epoche der 1920er Jahre konzentriert, als klassische Komponisten in Europa den Jazz „entdeckten“ und für ihre eigenen Werke fruchtbar machten – wie Milhauds Le boeuf sur le toit und die Kleine Dreigroschenmusik von Kurt Weill. Dazu gibt es die passenden Songs von Cole Porter oder Duke Ellington, die den Jazz jener Jahre geprägt haben und heute zu Standards der Jazzgeschichte geworden sind. Musikalischen Wurzeln der ganz besonderen Art geht der Jazzposaunist Nils Landgren nach: seinen eigenen Wurzeln in der schwedischen Volksmusik. So entsteht ein Konzert des Einflusses, der Auswirkung und der Identität – vor allem aber ein Abend, der singt, tanzt und das Publikum mit der Energie und dem Leben einer vergangenen Zeit, die nie wirklich vergangen ist, nach Hause schickt.