Europäischer geht es nicht: Aus allen 28 EU-Staaten kommen die 140 Musiker, die jährlich durch Vorspiele aus etwa 4000 Kandidaten für das European Union Youth Orchestra ausgewählt werden. Etwa 3000 Musiker haben in den nunmehr über 40 Jahren seit der Gründung 1976 das EUYO durchlaufen; nach Vladimir Ashkenazy, der 15 Jahre an der Spitze des EUYO stand, ist seit Herbst 2015 Vasily Petrenko neuer Chefdirigent des Orchesters. Tourneen führten das EUYO um den ganzen Erdball, nach São Paolo und New York ebenso wie nach Mumbai und Seoul. Ein besonderer Höhepunkt war im November 2018 die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris vor 70 Staatsoberhäuptern. Die Auftritte bei Young Euro Classic – darunter mit Vladimir Ashkenazy, Herbert Blomstedt und Gianandrea Noseda – gehören seit Gründung des Festivals zu den jährlichen Highlights. 2014 startete das Orchester sein ambitioniertes Programm Towards 2020, bei dem in einem breit angelegten Kooperationsprojekt neue Formen der Musikerausbildung in Hinblick auf die gesellschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts entwickelt werden sollen. Im Zusammenhang mit dem Brexit hat das EUYO kürzlich seinen Sitz von London in das norditalienische Ferrara verlegt.
Konzerthaus, Berlin
Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler
Olaf Scholz ist seit März 2018 Bundesminister der Finanzen und Vizekanzler. Er wurde 1958 in Osnabrück geboren, ist in Hamburg aufgewachsen und mit Britta Ernst verheiratet.
1975 trat er der SPD bei. Nach Beendigung des Jurastudiums arbeitete er ab 1985 als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht. 1982 bis 1988 war er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos, von 1998 bis 2001 und 2002 bis 2011 Mitglied des Deutschen Bundestages. Er war Generalsekretär der SPD (2002-2004) und parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion (2005-2007). Von 2007 bis 2009 übernahm er das Amt des Bundesministers für Arbeit und Soziales und war anschließend (2009-2011) stellvertretender Vorsitzender der SPD Bundestagsfraktion. Von 2011 bis 2018 war er Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Von Februar bis April 2018 nahm Olaf Scholz kommissarisch das Amt des SPD-Parteivorsitzenden wahr.
Der aus St. Petersburg stammende Vasily Petrenko ist ein vielgefragter Dirigent bei allen namhaften Orchestern in Europa und Nordamerika. Er amtiert nicht nur seit 2015 als Chefdirigent des EUYO, sondern hat außerdem auch Chefposten beim Oslo Philharmonic Orchestra und dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra inne. 2021 übernimmt er zusätzlich die Stelle des Chefdirigenten beim Royal Philharmonic Orchestra in London. Der 42-jährige Russe, nicht verwandt mit dem zukünftigen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko, ist auch als Operndirigent mit Einladungen nach Glyndebourne, Zürich und München (Boris Godunow) bekannt geworden; an der Met in New York gibt er in dieser Saison sein Debüt mit Tschaikowskis Pique Dame. Unter seinen zahlreichen CD-Produktionen ragt der Zyklus sämtlicher Schostakowitsch-Symphonien heraus, der 2015 komplettiert wurde. Petrenko spielte aber auch Werke von Tschaikowski, Skrjabin, Elgar und Szymanowski ein. Zuletzt erschien 2018 ein Album mit der fünften und sechsten Symphonie von Sergei Prokofjew.
Der deutsch-französische Cellist Nicolas Altstaedt, geboren 1962 in Heidelberg, hat sich in den letzten Jahren zu einem weltweit gefragten Solisten entwickelt. Als einer der letzten Schüler Boris Pergamenschikows studierte er an der Berliner Musikhochschule Hanns Eisler, wo er selbst seit 2016 eine Professur innehat. In letzter Zeit gab er seine Debüts in der Carnegie Hall in New York, in Brüssel, Paris und Toronto und gastierte in Australien. Außerdem war er 2017/18 „Artist-in-Spotlight“ am Concertgebouw in Amsterdam; in dieser Saison tritt er in gleicher Form in der Elbphilharmonie Hamburg auf. Als Künstlerischer Leiter übernahm Altstaedt 2012 von Gidon Kremer die Leitung des Lockenhaus Kammermusikfestivals. Überaus weitgespannt ist das Repertoire des Musikers: Neben den großen Cellokonzerten des Repertoires, den Bach-Suiten und kammermusikalischen Werken setzt er sich intensiv für zeitgenössische Musik ein und brachte neue Werke von Sofia Gubaidulina, Jörg Widmann, Wolfgang Rihm, Esa-Pekka Salonen und Thomas Adès zur Uraufführung.
Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 (1896)
Symphonie Nr. 5 cis-Moll (1904)
19:00 Uhr: Konzerteinführung mit Anne Kussmaul im Werner-Otto-Saal
Einlass mit Konzertticket um 18:45 Uhr
PROGRAMM
Auch wenn Europa derzeit vielerlei kritische Situationen zu durchstehen hat: Das European Union Youth Orchestra, mit jungen Musikerinnen und Musikern aus allen EU-Staaten von Portugal bis Estland, von Irland bis Malta zusammengesetzt, lässt sich davon nicht beeindrucken. Ganz im Gegenteil: Mit großen Werken und großer Besetzung präsentiert sich das EUYO einmal mehr bei Young Euro Classic. Vor der Pause steht mit Antonín Dvořáks Violoncellokonzert h-Moll das musikantischste Werk dieser Gattung auf dem Programm; als Solist auf dem Podium ist der international gefragte deutsch-französische Cellist Nicolas Altstaedt zu erleben. Nach der Pause widmet sich das EUYO Gustav Mahlers monumentaler fünfter Symphonie cis-Moll: Marschrhythmen, Volksmusik, Weltschmerz und alptraumhafte Visionen geben sich hier ein Stelldichein. Ihren ruhenden Pol inmitten all dieser orchestralen Wucht findet die Fünfte in dem weit über den Konzertsaal hinaus populär gewordenen Adagietto.