Europäischer geht es nicht: Aus allen EU-Staaten kommen die 140 Musiker_innen, die jährlich durch Vorspiele für das European Union Youth Orchestra ausgewählt werden. Etwa 4000 Musiker_innen haben in den nunmehr über 45 Jahren seit der Gründung 1976 das EUYO durchlaufen; nach Vladimir Ashkenazy, der 15 Jahre an der Spitze des EUYO stand, ist seit Herbst 2015 Vasily Petrenko neuer Chefdirigent des Orchesters. Tourneen führten das EUYO um den ganzen Erdball, nach São Paolo und New York ebenso wie nach Mumbai und Seoul. Die Auftritte bei Young Euro Classic – darunter mit Vladimir Ashkenazy, Herbert Blomstedt und Gianandrea Noseda – gehören seit Gründung des Festivals zu den jährlichen Glanzlichtern. 2019 setzte das EUYO mit seiner dreitägigen Residence und der Aufführung von Beethovens Neunter in und vor dem Konzerthaus Berlin ein besonders spektakuläres Highlight. Im Zusammenhang mit dem Brexit hat das EUYO 2018 seinen Sitz von London in das norditalienische Ferrara verlegt.
Konzerthaus, Berlin
Der aus dem spanischen Valencia stammende Dirigent Gustavo Gimeno studierte als Jugendlicher zunächst Schlagzeug und Klavier und war als Schlagzeuger auch Mitglied des EUYO. 2001 wurde er als Erster Schlagzeuger Mitglied des Königlichen Concertgebouw Orchesters in Amsterdam. Erst 2012 startete Gimeno seine professionelle dirigentische Laufbahn; starke Förderung bekam er als Assistent von Mariss Jansons und Claudio Abbado. Seit 2015 wirkt der heute 46-Jährige als Chefdirigent beim Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL); 2020 kam die Chefposition beim Toronto Symphony Orchestra hinzu. Mit dem OPL hat er mehrere Tourneen durch Europa und Südamerika unternommen, an denen prominente Solisten wie Yuja Wang, Leonidas Kavakos, Frank-Peter Zimmermann und Bryn Terfel mitwirkten. Als Gastdirigent wurde Gimeno bereits zu den wichtigsten Orchestern in Europa und den USA eingeladen; im Herbst 2021 debütierte er bei den Berliner Philharmonikern. Außerdem hat er mit dem OPL mehrere Einspielungen vorgelegt, die von Rossinis Petite Messe solennelle bis zu Symphonien von Franck, Mahler und Schostakowitsch reichen.
Der französische Geiger Renaud Capuçon zählt zur Elite seiner Zunft, der auf allen wichtigen Konzertpodien in Europa, Amerika und Asien auftritt. Bei den Berliner Philharmonikern unter Bernard Haitink spielte er ebenso wie beim Deutschen Symphonieorchester unter Robin Ticciati und der Staatskapelle Berlin unter Antonio Pappano. Einer seiner wichtigsten Mentoren war Claudio Abbado, der den Geiger 1998 zum Konzertmeister seines Gustav Mahler Jugendorchesters machte. Zu den Kammermusikpartnern des 46-Jährigen zählen – neben seinem Bruder, dem Cellisten Gautier Capuçon – die Pianistinnen Martha Argerich und Katia Buniatishvili sowie die Cellisten Yo-Yo Ma und Mischa Maisky. Zugleich wirkt Capuçon als Künstlerischer Leiter des Osterfestivals in Aix-en-Provence und der „Sommets musicaux“ in Gstaad sowie des Kammerorchesters Lausanne. Als Botschafter Frankreichs trat er bei der großen Feier zum 100. Jahrestag des Waffenstillstands von 1918 in Paris ebenso auf wie beim G7-Gipfel in Biarritz (2019). Zu seinen jüngsten CD-Produktionen zählen Violinkonzerte von Rihm, Dusapin und Mantovani sowie die Sonaten von Johann Sebastian Bach. Er spielt die Guarneri del Gesù „Panette“ (1737), die früher Isaac Stern gehörte.
Scherzo fantastique op. 3 („Der Bienenflug“) (1907-1908)
Poème Es-Dur op. 25 (1896)
Havanaise op. 83 (1887)
Suite aus „Der Rosenkavalier” op. 59 (1911/1944)
„La Valse” (1919-1920)
Über das Konzert
Seit seiner Gründung im Jahr 1976 durch Claudio Abbado trägt das European Union Youth Orchestra, kurz EUYO, die europäische Fahne vor sich her, um auch in musikalischer Hinsicht die Einheit des Kontinents zu demonstrieren. Jedes Jahr werden die besten Musiker_innen aus allen 27 EU-Ländern per Audition ausgewählt – und das fantastische Ergebnis hat das Publikum von Young Euro Classic schon mehr als einmal zu Standing Ovations hingerissen! Das diesjährige Programm klingt wie maßgeschneidert für die spielerischen Möglichkeiten des EUYO; die französische Note ist natürlich dem herausragenden Geiger Renaud Capuçon zu verdanken, der sich mit Ohrwürmern von Chausson und Saint-Saëns präsentieren wird. Als Hauptwerk des Abends dirigiert der Spanier Gustavo Gimeno die virtuos-sinnliche Rosenkavalier-Suite von Richard Strauss. Und als doppelbödiges Finale gibt es zum Abschluss noch Ravels Tanzpoem La Valse. Brillanz ist in diesem Konzert Trumpf!
Mitschnitt

Das Konzert wird LIVE auf ARTE CONCERT gestreamt und ist danach in der Mediathek abrufbar: arteconcert.com.