Wortwechsel
Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal
Ganna Gnedkova wuchs zweisprachig auf. An der Kyiv-Mohyla-Akademie in Kyiv und der Universität Wien studierte sie Komparatistik. Sie ist Wissenschaftlerin, Buchkritikerin und Journalistin. Seit 2016 übersetzt sie Belletristik und Sachbücher vom Englischen und Deutschen ins Ukrainische und umgekehrt.
Im Jahr 2020 hat ihr erster eigener Text, Mein Name sei G., den Exil-Literaturpreis für Lyrik gewonnen. 2022 erhielt sie das Raniser Debüt Stipendium und schreibt an einer Erzählsammlung mit dem Arbeitstitel Das Kind und der Tod.
Ganna Gnedkova lebt in Wien und ist mit dem österreichischen Schriftsteller Peter Marius Huemer verheiratet. Seit dem Beginn des großangelegten russischen Krieges gegen die Ukraine ist sie Ansprechperson des Medienzentrums der ukrainischen Community.
Sveta Grigorjeva ist eine estnische Choreographin, Tänzerin, Dichterin und Kritikerin. Sie hat zwei Gedichtbände herausgebracht, who is afraid of sveta grigorjeva (2013) und American beauty (2018); ihr dritter Gedichtband, Frankenstein, wird dieses Jahr veröffentlicht. Ihr literarisches Werk hat sich immer auf Fragen der Identität und Repräsentation konzentriert, und dabei vor allem auf Gender- und Nationalitätsfragen. Als Tochter einer estnischen Mutter und eines russischen Vaters in den Ruinen der Sowjetunion geboren und in einer Demokratie in Estland aufgewachsen, hat sie ein gewisses Verständnis für die Komplexität „doppelter Erbschaften“, vor allem in kritischen Zeiten, entwickelt. Ihre jüngsten Bühnenwerke, FAKERZ (2021) und TEKHNE (2020), kreisten hauptsächlich um die Frage: „Was kann man in einer neoliberalen und zunehmend neofaschistischen Ära noch tanzen?“ Sveta Grigorjeva ist in ihren eigenen Choreographien / Bühnenwerken in Estland und Europa aufgetreten und hat auch mit anderen Künstler:innen zusammengearbeitet. Sie erwarb einen Master-Abschluss an der Universität von Tallinn in Estland und studierte ferner Choreographie und Performance an der Justus-Liebig-Universität Gießen bei Bojana Kunst.
Sharif Ahmedov wurde 1969 in der Region Andijan in Usbekistan geboren. 1992 schloss er sein Journalismus-Studium an der Universität von Taschkent ab. Seitdem arbeitet er in Usbekistan für diverse Medien, darunter Zeitungen, eine Rundfunkanstalt und Verlage. Bis 2006 war er ein Reporter für den Usbekistan-Dienst der BBC; seit 2006 lebt er in den Niederlanden. Seit seinem Studium schreibt er ebenfalls literarische Geschichten und Essays. Er arbeitet ebenfalls als Übersetzer und hat Geschichten der argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges und Julio Cortázar und des russischen Schriftstellers Andrei Platonow übersetzt. Daneben überstzte er auch das Hauptwerk des libanesisch-amerikanischen Philosophen und Autors Khalil Gibran, “Der Prophet”, und ein Werk der niederländischen Kinderbuchautorin Annie M. G. Schmidt, “Minoes”, ins Usbekische.
Dato (David) Turaschwili ist ein georgischer Schriftsteller, der Romane, Drehbüchern und Dramen geschrieben hat. Er studierte Literatur, Film und Kunstgeschichte in Tbilisi, London und Madrid. Seine erste Sammlung von Kurzgeschichten wurde nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Georgiens veröffentlicht. Vor der Befreiung war Dato Turaschwili einer der Anführer der Studentenproteste gegen das Sowjetregime in Georgien und für die Demokratie. Er hat bisher 22 Bücher veröffentlicht, darunter Bestseller-Romane, Geschichten und Dramen. Seine Romane wurden in 20 Sprachen übersetzt und in 15 Ländern publiziert; seine Stücke wurden an georgischen und ausländischen Bühnen gezeigt. Er ist ferner der Autor von Literaturkritik und Geschichtsbüchern. Er hat Prosa Lyrik aus dem Russischen, Spanischen und Englischen ins Georgische übersetzt. Dato Turaschwili interessiert sich ferner für das Bergsteigen und hat an Expeditionen im Kaukasus, den Anden und dem Himalaya teilgenommen. Er moderiert die beliebteste Fernsehsendung über Literatur in Georgien. Er ist mit Maka Kekelidze verheiratet, mit der er vier Töchter und einen Hund hat.
Michal Hvorecký wurde 1976 in Bratislava geboren, wo er bis heute als freier Schriftsteller und Journalist lebt. Er studierte Kunstgeschichte und ästhetische Theorie an der Universität von Nitra. Hvorecký schreibt Bücher für Erwachsene und für Kinder, übersetzt Prosa und Theaterstücke aus dem Deutschen und verfasst regelmäßig Beiträge für die FAZ, Die Zeit und zahlreiche Zeitschriften. 2009 erhielt er in Berlin den Internationalen Journalistenpreis und 2010 den Tatra Banka Kunstpreis. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Auf Deutsch erschienen sind bislang vier Romane, zwei Erzählungen sowie zuletzt sein reich bebildertes Kindersachbuch Donau. Ein magischer Fluss, mit dem er im Rahmen seines Engagements für Leseförderung dieses Jahr viel an deutschen Schulen unterwegs war. Über dieses Engagement hinaus setzt sich Hvorecký in seiner Heimat für den Schutz der Pressefreiheit und gegen antidemokratische Entwicklungen ein.
Ursina Lardi wurde in Graubünden, Schweiz geboren. Ihr Studium an der der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ führte sie nach Berlin. Nach Engagements an mehreren renommierten Häusern in Deutschland ist Ursina Lardi seit 2012 Ensemblemitglied an Schaubühne am Lehniner Platz, wo sie derzeit in den Stücken „Everywoman“ und „Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs.“ in der Regie von Milo Rau und als Maria Braun in „Die Ehe der Maria Braun“ in der Regie von Thomas Ostermeier zu sehen ist. Neben ihrem Engagement an der Schaubühne gastiert sie außerdem in anderen Theater- und Opernproduktionen, u.a. bei den Salzburger Festspielen oder an der Staatsoper Berlin. Abseits ihrer Theaterarbeit dreht Ursina Lardi für Kino und Fernsehen und war bereits in zahlreichen Produktionen zu sehen, u.a.in dem vielprämierten Film „Das weiße Band“ von Michael Haneke (Goldene Palme Cannes und Oskar-Nominierung). Letztes Jahr hatte sie in Cannes Premiere mit „La dérive des continents“ von Lionel Baier und zurzeit ist sie in Axel Ranischs Opernfilm „Orphea in Love“ zu sehen. Lardi selbst wurde vielfach ausgezeichnet, wie mit dem Schweizer Filmpreis 2014 als beste Darstellerin, 2017 dann mit dem Schweizer Grand Prix Theater und dem Hans-Reinhart-Ring, der höchsten Theaterauszeichnung der Schweiz. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Berlin.
Nahe München geboren, wuchs er hauptsächlich in Marburg auf. Zunächst studierte er ein Jahr Medienwissenschaften in Marburg, um dann sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig aufzunehmen. Nach Engagements an renommierten Theatern in Deutschland, der Schweiz und Österreich, wie dem Schauspiel Köln, Theater Basel und dem Theater Klagenfurt, ist Holger Bülow seit der Spielzeit 2020/21 Ensemblemitglied an Schaubühne am Lehniner Platz. Aktuell ist er dort u.a. in den Stücken „Das Leben des Vernon Subutex 1“ in der Regie von Thomas Ostermeier (2021), „Der Krieg mit den Molchen“ in der Regie von Clara Weyde und der deutsch-ukrainischen Produktion „Sich waffnend gegen eine See von Plagen“ in der Regie von Stas Zhyrkov zu sehen. 2022 entwickelte Bülow außerdem mit seinen Schauspielkolleg:innen Jenny König und David Ruland das Talkshowformat „Harry Hases Late Night“, das auch kommende Spielzeit an der Schaubühne weitergeführt wird. Zudem dreht er für Kino und Fernsehen, wo er zuletzt in „One Billion Dollar“ (Paramount+), „Ein starkes Team“ (ZDF) und „Feelings“ (ZDF Neo) zu sehen war. Darüber hinaus spricht er für den Deutschlandfunk Kultur. 2011 wurde Holger Bülow als Nachwuchskünstler des Jahres 2011 von Theater heute und 2015 für den Daphne-Preis der TheaterGemeinde Berlin nominiert.
Vier Autor:innen im Austausch über Kultur in Krisenzeiten
Was ist das geschriebene Wort in Krisenzeiten wert? Welche Chancen, welche Risiken birgt es? Was kann es bewirken? Vier Autor:innen aus Usbekistan, Estland, Georgien und der Ukraine versuchen in ihren Textbeiträgen eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Das Publikum kann einen Eindruck vom Klang der Originalsprachen gewinnen, wenn die Autor:innen einige Sätze selbst lesen. Danach tragen die Schauspieler:innen Ursina Lardi und Holger Bülow die Texte auf Deutsch vor. Darüber hinaus werden auch kurze Textbeiträge von Berliner Schüler:innen vorgetragen. Die verschiedenen Perspektiven werden im Anschluss in einem Gespräch diskutiert. Ganz im Zeichen von Courage in Concert wird so Raum geschaffen für einen offenen Wortwechsel.
Tickets 10 €