Zu seinen Mitbegründern gehörte 1990 der legendäre Geiger Yehudi Menuhin; seitdem hat das Asian Youth Orchestra (AYO) bei mehr als 400 Konzerten in aller Welt seine hervorragenden Qualitäten unter Beweis gestellt. Als erstes ausländisches Orchester überhaupt trat das AYO in Vietnam auf. Die 95 Musiker:innen des AYO sind in etwa zehn Ländern Ostasiens zuhause, darunter China, Korea, Japan, Thailand, Indonesien, den Philippinen, Malaysia, Usbekistan u.a.. Zwischen 17 und 27 Jahre jung, treffen sie sich jedes Jahr im Sommer in Hongkong zu einer sechswöchigen Probenphase, die mit einer internationalen Tournee abgeschlossen wird. Mit Vollstipendien ausgestattet, arbeiten sie unter der Anleitung hervorragender Orchestermusiker:innen aus Europa und den USA. Zu den musikalischen Partnern des AYO zählten in den vergangenen Jahren die Geiger Gidon Kremer und Gil Shaham wie die Cellisten Steven Isserlis und Alban Gerhardt oder die Pianistin Alicia de Larrocha und der Pianist Leon Fleisher. Zuletzt war das Asian Youth Orchestra 2017 bei Young Euro Classic zu erleben; Chefdirigent des AYO ist seit 2022 der Franzose Joseph Bastian.
Konzerthaus Berlin
Der in München lebende französisch-schweizerische Dirigent Joseph Bastian hat eine wahrlich überraschende künstlerische Entwicklung hinter sich. Ausgebildet in den Fächern Violoncello, Posaune und Komposition, wurde er Posaunist im European Union Youth Orchestra (EUYO) unter Claudio Abbado und Pierre Boulez, bevor er 2004 eine Stelle als Solo-Bassposaunist beim Bayerischen Rundfunk-Symphonieorchester in München erhielt. Erste Dirigiererfahrungen sammelte Bastian beim Abaco-Orchester der Universität München. Quasi über Nacht sprang er dann im Februar 2016 für den erkrankten Dirigenten Robin Ticciati ein und erhielt weitere Förderung durch Chefdirigent Mariss Jansons. Anschließend folgten schnell zahlreiche Einladungen zu Orchestern in ganz Deutschland, darunter auch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, aber auch in Frankreich und Spanien sowie in Asien. 2022 trat Bastian dort die Position des Principal Conductor beim Asian Youth Orchestra an. Ab Herbst dieses Jahres übernimmt der 41-Jährige außerdem die Chefposition bei den Münchner Symphonikern.
Der gebürtige Berliner Alban Gerhardt, der heute in Madrid lebt, gehört seit nunmehr drei Jahrzehnten zu den namhaftesten Cellisten weltweit. Mit frühen Wettbewerbserfolgen und seinem Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Semyon Bychkov ebnete er sich 1991 den Weg an die internationale Spitze. Er musizierte mit Altmeister:innen wie Kurt Masur, David Zinman und Christoph von Dóhnanyi ebenso wie mit Vladimir Jurowski, Kirill Petrenko oder Susanna Mälkki und Klaus Mäkelä. Gerhardts Repertoire umfasst inzwischen mehr als 70 Solokonzerte, dazu gehören die Klassiker von Schumann, Dvořák und Elgar ebenso wie Raritäten von Eugen d’Albert, Ernö von Dohnányi und Georges Enescu, die er für das britische Label Hyperion eingespielt hat. Ebenso brachte der Cellist viele neue Werke zur Uraufführung, so von Unsuk Chin, Peteris Vasks, Brett Dean, Jörg Widmann oder Matthias Pintscher. Darüber hinaus ist er ein viel gefragter Kammermusiker und widmet sich sozialen Projekten, bei denen er regelmäßig in Schulen und Krankenhäusern auftritt. Alban Gerhardt spielt auf einem Violoncello von Matteo Gofriller von 1710.
Die aus Freiburg stammenden Sopranistin Lydia Teuscher erhielt ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik in Mannheim und am Royal Welsh College of Music in Cardiff. Inzwischen hat sie sich sowohl im Konzert- als auch im Opernrepertoire einen vielversprechenden Namen gemacht. Die Pamina in Mozarts Zauberflöte sang sie u.a. an der Staatsoper Berlin, die Susanna in Figaros Hochzeit in Dresden und beim Glyndebourne Festival, das Ännchen in Webers Freischütz in Zürich. In Telemanns Pastorelle en Musique war Lydia Teuscher bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci zu erleben; auch sonst ist die Alte Musik mit Bachs Passionen und Kantaten ein wichtiger Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Im Februar 2021 übernahm die Sängerin kurzfristig das Sopransolo im Brahms-Requiem, das von ARTE live aus Zürich übertragen wurde. Gleichermaßen trat Teuscher als Solistin in Mahlers zweiter und vierter Symphonie sowie in Schönbergs Pierrot lunaire auf.
Ouvertüre zu „Ruslan und Ludmila“ (1842)
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85 (1919)
Symphonie Nr. 4 G-Dur (1899-1901)
Über das Konzert
Das Asian Youth Orchestra (AYO), das in diesem Jahr den Reigen der internationalen Jugendorchester beim Festival Young Euro Classic eröffnet, hat in jedem Fall die weiteste Anreise hinter sich. 2017 konnte sich das Berliner Publikum zuletzt von der Qualität der jungen Musiker:innen überzeugen, die aus etwa zehn Ländern Ostasiens jeden Sommer zu intensiven Proben in Hongkong zusammenkommen. Hinzu gesellt sich in diesem Jahr eine besonders starke deutsche Note: Der Solo-Cellist Alban Gerhardt hat von Berlin aus seine internationale Karriere gestartet, die Sopranistin Lydia Teuscher stammt aus Freiburg. Und der französische Dirigent Joseph Bastian ist nicht erst seit seinem sensationellen Dirigier-Debüt eng mit München verbunden! Umso gespannter darf das Festivalpublikum auf das farbige spätromantische Programm des AYO sein: Im Mittelpunkt steht Mahlers vierte Symphonie mit dem Sopransolo im letzten Satz, den Anfang macht die rasante Ouvertüre zu Glinkas Oper Ruslan und Ludmila. Und Alban Gerhardt darf in dem schwelgerischen Cellokonzert von Edward Elgar glänzen.