19:00 Uhr
Michael Sanderling Dirigent
DMITRI SCHOSTAKOWITSCH · Symphonie Nr. 7 C-Dur op. 60 „Leningrader“ (1941)
Ein international zusammengesetztes Jugendorchester, wie das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, dessen Mitglieder nach höchsten Maßstäben ausgewählt werden, kann es sich leisten, nur ein einziges Werk auf das Programm zu setzten – auch wenn es sich mit Schostakowitschs Siebter Symphonie, der „Leningrader“, um ein ebenso gewichtiges wie forderndes Werk handelt. Schon die Umstände seiner Entstehung haben das Werk entscheidend geprägt: Schostakowitsch begann sie 1941 in dem von deutschen Truppen belagerten Leningrad und widmete sie „unserem Kampf gegen den Faschismus“ und „Leningrad, meiner Heimatstadt“. Dennoch entzieht sich die Siebte in ihrer Mischung aus Überlebenswillen, Trauer und Groteske einer eindeutigen Interpretation. Michael Sanderling wiederum bringt alle Voraussetzungen für eine authentische Schostakowitsch-Interpretation mit. War doch sein Vater, der Dirigent Kurt Sanderling, zu Zeiten der Sowjetunion eng mit dem Komponisten befreundet; sein Sohn wiederum spielte als Chefdirigent der Dresdner Philharmonie sämtliche 15 Symphonien Schostakowitschs ein. Ein ungewöhnlicher Abend, der noch lange nachhallen dürfte!
Seit der Gründung im Jahr 1987 durch Leonard Bernstein genießt das Schleswig-Holstein Festival Orchestra einen herausragenden Ruf. Aus über 1500 Bewerbern qualifizieren sich jährlich ca. 110 junge Musiker aus der ganzen Welt um die Teilnahme und erarbeiten während der siebenwöchigen Orchesterakademie, die das Herzstück der pädagogischen Arbeit des SHMF darstellt, mit berühmten Dirigenten große Orchesterliteratur. Die Werke werden in Registerproben vorstudiert und dann in Tuttiproben intensiv ausgearbeitet. Neben dem Chefdirigent Christoph Eschenbach arbeiten Dirigenten wie Kent Nagano, Iván Fischer, Michael Sanderling, Manfred Honeck, Krzysztof Urbanski, Vladimir Jurowski und viele mehr regelmäßig mit dem Festivalorchester. Tourneen führen das Orchester in die europäischen Musikmetropolen, in die USA und nach China. Das Festivalorchester setzt sich jeden Sommer neu zusammen.
Michael Sanderling, geboren und ausgebildet in Berlin, wandte sich nach erfolgreicher Laufbahn als Cellist dem Dirigieren zu. Inzwischen kann der jüngste Sohn des legendären Dirigenten Kurt Sanderling auf eine stattliche Reihe von Chefpositionen zurückblicken: 2006 bis 2011 hatte er die künstlerische Leitung der Kammerakademie Potsdam inne, 2011 bis 2019 prägte Sanderling als Chefdirigent die Dresdner Philharmonie. Seit 2021 fungiert der 58-Jährige als Chefdirigent des Luzerner Sinfonieorchesters; besondere Aufmerksamkeit erlangte die Aufführung der 10. Symphonie von Schostakowitsch im Konzerthaus Wien, begleitet von William Kentridges Animationsfilm Oh to Believe in Another World. In Berlin ist Sanderling regelmäßig beim Konzerthausorchester und beim Deutschen Symphonie-Orchester zu Gast. Außerdem engagiert er sich leidenschaftlich für die Förderung der musikalischen Jugend, nicht nur als regelmäßiger Gastdirigent beim Schleswig-Holstein Festival Orchestra, sondern auch durch seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Von 2003 bis 2013 war er Chefdirigent des Jugendorchesters Deutsche Streicherphilharmonie.