19:00 Uhr
Kristiina Poska Dirigentin
Alexandre Tharaud Pianist
Yan Maresz Komponist
YAN MARESZ · „Recto“ (2003, Deutsche Erstaufführung)
WOLFGANG AMADEUS MOZART · Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488 (1786)
CLAUDE DEBUSSY · „La mer“ (1903-1905)
Eine attraktive Mischung aus Bekanntem und Unbekanntem bringt das Orchestre Français des Jeunes (OFJ), bei Young Euro Classic seit vielen Jahren ein gerngesehener Gast, mit nach Berlin. Selbstverständlich ist französische Orchesterkunst dabei, die sich in exemplarischer Weise in Claude Debussys Drei symphonischen Skizzen La Mer widerspiegelt. Den Kontrast dazu bietet Recto, ein 2003 entstandenes Orchesterwerk des monegassischen Komponisten Yan Maresz, der mit vielerlei Klangschattierungen und -brechungen arbeitet. Den solistischen Mittelteil bildet Mozarts wohlbekanntes A-Dur-Konzert KV 488, in dem der vielgefragte und vielseitige Pianist Alexandre Tharaud zeigen wird, dass er in der Wiener Klassik genauso zuhause ist wie bei Satie, Poulenc und Ravel. Am Pult des OFJ zu erleben ist die estnische Dirigentin Kristiina Poska, nach ihren erfolgreichen Jahren an der Komischen Oper seit diesem Jahr als Chefdirigentin verantwortlich für das französische Jugendorchester.
2022 feierte es sein 40-jähriges Bestehen: 1982 wurde das nationale französische Jugendorchester, das Orchestre Français des Jeunes (OFJ), gegründet und hat sich seitdem einen Namen als eines der profiliertesten Jugendorchester Europas gemacht – was das Publikum von Young Euro Classic schon mehrfach miterleben durfte. Die rund 100 Mitglieder kommen jährlich zu mehreren Arbeitsphasen in der Region Hauts-de-France zusammen, wo sie von Dozent:innen der führenden Orchester Frankreichs unterrichtet werden. Seit 2019 werden außerdem zusätzliche Interpretationskurse für die Musik der klassisch-frühromantischen Epoche (1750-1830) angeboten mit Amandine Beyer. In kammermusikalischen Formationen treten die Musiker:innen auch in Krankenhäusern, Gefängnissen, Seniorenheimen und anderen sozialen Einrichtungen ein, um zusätzliche Menschen außerhalb des Konzertsaals zu erreichen. Chefdirigentin des Orchestre Français des Jeunes ist seit 2025 Kristiina Poska. Die Sommertournee des OFJ findet dank der großzügigen Unterstützung von Aline Foriel-Destezet statt.
In Berlin ist die estnische Dirigentin Kristiina Poska bestens bekannt: Sie studierte hier an der Universität der Künste und der Hochschule für Musik Hanns Eisler und leitete 2006-2011 das Symphonieorchester der Humboldt-Universität. Anschließend wirkte sie 2012-2016 als Erste Kapellmeisterin an der Komischen Oper, wo sie von Mozarts Zauberflöte über Brittens Sommernachtstraum bis zu Loewes My Fair Lady ein breites Repertoire dirigierte. Längst ist sie eine gefragte Konzert- und Operndirigentin, die zu den Rundfunk-Symphonieorchestern in Köln, Leipzig und Frankfurt, den Münchner Philharmonikern, dem Tonhalle-Orchester Zürich und dem Tokyo Symphony Orchestra eingeladen wurde. Außerdem leitete sie Opernproduktionen an der Staatsoper Berlin, der Hamburgischen Staatsoper sowie den Opernhäusern in Helsinki, Stockholm und Zürich. Seit 2025 ist Kristiina Poska Chefdirigentin des Orchestre Français des Jeunes, mit dem sie in diesem Sommer zwei Europatourneen unternimmt. Außerdem arbeitet sie seit 2021 als Erste Gastdirigentin mit dem Lettischen Nationalen Symphonieorchester in Riga zusammen.
Auf die imponierende Zahl von über 25 Solo-Alben kann heute der 1968 in Paris geborene Alexandre Tharaud verweisen. Dabei reicht sein abwechslungsreiches Repertoire von französischen Barockmeistern wie Couperin, Rameau und Scarlatti über die Klassiker Mozart und Beethoven bis zu Satie, Poulenc sowie der Gesamtaufnahme aller Solo-Klavierwerke von Ravel. Ein Album widmete er der legendären Chansonsängerin Barbara, ein weiteres mit dem Titel Cinema Filmmusik im Arrangement für Klavier und Orchester. Seine künstlerische Neugier führte zu intensiver Zusammenarbeit mit Theater- und Filmmacher:innen, Tänzer:innen und Choreograph:innen. 2012 übernahm er eine Nebenrolle als Pianist in Michael Hanekes Film Liebe. Als Solist wurde Tharaud zu führenden Orchestern wie dem Orchestre de Paris, dem Royal Concertgebouw Orkest, dem Cleveland und Philadelphia Orchestra und dem London Philharmonic eingeladen. 2017 veröffentlichte der Pianist das Buch Montrez-moi vos mains (Zeigen Sie mir Ihre Hände, deutsche Übersetzung 2021), einen spannenden Einblick in sein tägliches Leben als Künstler.
Geboren 1966 in Monaco, begann Yan Maresz seine musikalische Ausbildung mit Klavier und Schlagzeug, anschließend widmete er sich im Selbststudium der Jazzgitarre. 1983 wurde er der erste und einzige Schüler John McLaughlins, für den er anschließend als Arrangeur und Orchestrator arbeitete. Er studierte von 1983 bis 1986 Jazz am Berclee College of Music in Boston, bevor er sich allmählich der Komposition zuwandte. 1987 erhielt er ein Stipendium der Prinzessin Gracia Stiftung Monaco, zur gleichen Zeit begann er an der Juilliard School ein Studium der Komposition bei David Diamond. Regelmäßig arbeitet Maresz mit dem Pariser Forschungsinstitut für Akustik/Musik IRCAM als Komponist, Forscher und Lehrer zusammen. Seit 2007 unterrichtet der Monegasse außerdem am Nationalen Konservatorium in Paris die Fächer Neue Technologien und Elektroakustische Komposition. Sein breitgespanntes Oeuvre reicht von Kammermusik in verschiedenster Besetzung über Recto (2003) für Orchester, Répliques (2016) für verstärke Harfe und Orchester, Tendances (2019) für moderne Violine und Barockorchester bis zu Soli (2022) für Klavier und Elektronik.