19:00 Uhr
Nuno Coelho Dirigent
Francisco Fullana Violine
Fabià Santcovsky Komponist
FABIÁ SANTCOVSKY · „Concierto de los Elementos I & II“ für Violine und Orchester (Uraufführung)
ISAAC ALBÉNIZ · Suite „Iberia“ (1905-1909) arr. Francisco Guerrero (Auszüge)
IGOR STRAWINSKI · „Le Sacre du printemps“ (1911-1913)
Über die Qualität des spanischen Jugendorchesters JONDE muss man nicht lange diskutieren. Bei seinen vielen Auftritten als Gast bei Young Euro Classic haben die spanischen Musikerinnen und Musiker immer wieder gezeigt, wie hervorragend präpariert sie nach Berlin kamen – und dann durch ihr Temperament noch einen zusätzlichen Funken zu zünden wussten. Auch diesmal haben sie selbstverständlich Spanisches im musikalischen Gepäck. Und Zeitgenössisches sowieso: Den Anfang macht ein Violinkonzert des jungen katalanischen Komponisten Fabià Santcovsky, das an diesem Abend seine Uraufführung erlebt. Danach folgt eines der ikonischen Werke der spanischen Klaviermusik, Iberia von Isaac Albéniz, aus dem drei besonders farbenfrohe Sätze in einer Orchesterfassung erklingen. Sie entführen voller Magie in die Welt Andalusiens! Und dann gibt es noch, heute längst zu einem Paradestück ehrgeiziger Jugendorchester geworden, Le Sacre du printemps, Igor Strawinskis geniale Ballettmusik, die auch nach über einhundert Jahren nichts von ihrer Wildheit, Frische und Faszination eingebüßt hat.
Das nationale spanische Jugendorchester Joven Orquesta Nacional de España – kurz: JONDE – gehört seit den Anfängen von Young Euro Classic zu den besonders gern gesehenen Gästen, und es hat dem Publikum mit seiner hohen Qualität und seinem ansteckenden Temperament immer wieder unvergessliche Abende beschert. Direkt dem Ministerium für Erziehung, Kultur und Sport zugehörig, wurde das JONDE 1983 gegründet und hat seitdem eine Vielzahl bedeutender Dirigenten und Solisten erlebt, darunter Carlo Maria Giulini, Rafael Frühbeck de Burgos, Pablo Heras-Casado, Fabio Biondi, John Williams und Juan Diego Flórez. Die Mitglieder des Orchesters zwischen 18 und 24 Jahren werden bei den zweimal jährlich stattfindenden Probespielen ausgewählt. Das Repertoire des JONDE legt neben den Werken von Klassik, Romantik und klassischer Moderne stets einen besonderen Schwerpunkt auf zeitgenössischer Musik. Sie wird nicht nur auf speziellen Akademien unterrichtet, sondern manifestiert sich auch durch die Verleihung des Premio Reina Sofia für zeitgenössische Komposition.
Der in Porto geborene Nuno Coelho studiert zuerst an der Universität der Künste Zürich und wurde 2015 zum Dirigentenforum des Deutschen Musikrats zugelassen. Seit 2022 fungiert Coelho als Chefdirigent des Orquesta Sinfónica del Principado de Asturias in Nordspanien; Einladungen führten in der vorherigen Saison zu Orchestern in ganz Europa, vom finnischen Tampere über das norwegische Stavanger, Nürnberg und Antwerpen bis zum Gulbenkian Orchester in Lissabon. Dort inszenierte und dirigierte Coelho auch Aufführungen von Mozarts Don Giovanni und Così fan tutte. Als Erster Preisträger beim Internationalen Dirigentenwettbewerb in Cadaquès 2017 erhielt der Dirigent Einladungen zum Royal Liverpool Philharmonic, dem BBC Philharmonic, den Hamburger Symphonikern und dem Orchester des Teatro Regio in Turin. Weitere Auftritte in der jüngsten Vergangenheit hatte Coelho mit dem Königlichen Concertgebouworkest Amsterdam, der BBC Scottish Symphony, dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, der Dresdner Philharmonie, dem Orquestra Sinfônica de São Paulo und dem Orquesta Nacional de España.
Der spanische Geiger Francisco Fullana begann seine Ausbildung am Real Conservatorio de Madrid; später wechselte er zu Donald Weilerstein an die Juilliard School in New York und erhielt weiteren Unterricht bei der Geigerin Midori an der University of California. Ein Schwerpunkt seines derzeitigen Wirkens liegt in den USA; so ist Fullana in der Saison 2024/25 Artist in Residence am Kimmel Center in Philadelphia. Regelmäßig arbeitet er mit der Chamber Music Society am Lincoln Center New York zusammen; außerdem ist der Geiger festes Mitglied des Barockensembles Apollo’s Fire, mit dem er auch Vivaldis Vier Jahreszeiten eingespielt hat. Sein besonderes Interesse für die Arbeit mit Jugendorchestern im Rahmen der Initiative Fortissimo führten zu seinem Debüt in der Carnegie Hall gemeinsam mit dem New York Youth Symphony. Francisco Fullana spielt auf der Violine ex-Kreisler Guarneri del Gesù „Mary Portman“ von 1735, die ihm von der Stradivari Society in Chicago zur Verfügung gestellt wurde.
Der katalanische Komponist Fabià Santcovsky, geboren 1989 in Barcelona, kam über ein Gitarrenstudium zur Komposition. Nach erstem Unterricht in seiner Heimatstadt wechselte er zu Marco Stroppa an die Musikhochschule Stuttgart, bevor er an die Universität der Künste Berlin kam, wo er derzeit bei Daniel Ott seinen Masters-Abschluss anstrebt. Weiteren Unterricht erhielt er bei George Benjamin und Chaya Czernowin während der ArteFeste Akademie der Pariser IRCAM; außerdem nahm Santcovsky an Meisterklassen von Helmut Lachenmann, Klaus Huber, Salvatore Sciarrino, Hilda Paredes, Aureliano Cattaneo, Marc Sabat, Elena Mendoza und Iris ter Schiphorst teil. Zu seinen wichtigsten Werken der jüngeren Zeit zählen die Kammeroper Transstimme, ein Auftragswerk der Münchner Biennale (2020), und die Kammeroper L’Ocell Redemptor, die 2022 ihre Premiere am Gran Teatre del Liceu in Barcelona erlebte. Sein Orchesterwerk Rose der Winde entstand 2020 für ECLAT – Festival für Neue Musik Stuttgart, sein Duo Consuelos für Violine und Violoncello wurde 2022 in Pamplona uraufgeführt.