17:00 Uhr
Carlos Gutiérrez Quiroga Multiinstrumentalist
Romina Quisbert Maldonado Multiinstrumentalistin
Tatiana López Churata Multiinstrumentalistin
Ethan Olmos Cuiza Multiinstrumentalist
Ein Konzert, das die Anden zum Klingen bringt! Der Name des Ensembles ist hierbei Programm: Die vier jungen Musiker:innen spielen wortwörtlich mit Tradition und Moderne. Die zarten und imposanten Klangwelten des südamerikanischen Hochlandes vertonen sie experimentell mit indigenen Instrumenten wie Sikus, Tarkas und Pinkillus (Varianten von Panflöten, Kernspaltflöten und einhändig gespielten Blockflöten) und nehmen Sie mit auf eine unvergessliche Klangreise.
Die Aufführung wird neue Werke vorstellen, die eigens für indigene bolivianische Instrumente geschrieben wurden sowie für andere Klangerzeuger, die für das Ensemble angefertigt wurden. Diese Instrumente sind tief in der Tradition der Andenregion verankert; mit ihrer Hilfe werden neuartige und eindringliche Klanglandschaften erschaffen, die Vergangenheit und Gegenwart widerspiegeln. Neben diesen Neukreationen wird Dos Pares de la OEIN traditionelle Melodien präsentieren und dadurch dem Publikum einen Einblick in die fortbestehenden Musikpraktiken der indigenen Bevölkerungsgruppen Boliviens geben.
Experimentierfreude und die reiche Klangvielfalt der indigenen Musiktradition Bolivien – sie bilden den Kern der Arbeit des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN, Experimentalorchester indigener Instrumente). Als weltweit einzigartiges und wegweisendes Musikensemble mit Sitz in der Andenstadt La Paz, Bolivien, war es in seiner über 45-jährigen Geschichte bereits mehrfach auch in Deutschland und Berlin, z. B. bei den Berliner Festspielen oder im Humboldt Forum, zu erleben. Das OEIN geht seit seiner Gründung über das reine Musizieren hinaus: sein Ziel ist es, die indigene Musikkultur der Andenregion zu bewahren, zu erforschen, sie erlebbar zu machen und mit Freude am Experimentieren weiterzuentwickeln. Konzerte des OEIN sprechen das Publikum dabei immer auf unterschiedlichen Ebenen an. Mit traditionellen wie zeitgenössischen Kompositionen erkundet das OEIN das umfangreiche Spektrum indigener Musik. Vom Farbenreichtum der Instrumente aus den Anden, über das Einbinden von bildender Kunst oder ritueller Elemente wie bestimmter Bewegungsabläufe: ein Konzert des OEIN wird immer auch zu einer Erfahrung, die verschiedene Sinne anspricht und die Bedeutung und Lebendigkeit einer uralten Musiktradition spürbar macht. Dos Pares de la OEIN (Zwei Paare des OEIN) ist eine Auswahl von vier Musiker:innen, die ein neues Programm präsentieren, das speziell für diese Formation konzipiert wurde.
Carlos Gutiérrez Quiroga lebt und arbeitet als Komponist, Performer, Archivar und Forscher in La Paz, Bolivien. Seine musikalische Arbeit wird beeinflusst von der indigenen Musik des bolivianischen Hochlands und umfasst nicht nur das Spiel, sondern auch den Bau von Instrumenten und Klangobjekten. Doch damit nicht genug: In öffentlichen Interventionen und Installationen erforscht Gutiérrez Quiroga außerdem andentypische Arten, Instrumente zu stimmen, die Verzerrung von Klang über weite Entfernungen, auditive Illusionen, Mündlichkeit der Überlieferung und experimentelles Schreiben. In seiner Praxis nutzt Gutiérrez Quiroga Methoden der Medienarchäologie, um herauszuarbeiten, wie Machtverhältnisse die Entstehung von Information in unterschiedlichen Technologiezeitaltern beeinflussen. Alte Medienartefakte wirken von der Vergangenheit in die Gegenwart und formen damit das kollektive Gedächtnis.
Die Multiinstrumentalistin Romina Quisbert Maldonado (*2000) hat sich vor allem auf Blasinstrumente der Hochebene Altiplano in der Andenregion spezialisiert. Als Mitglied des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) geht ihre Tätigkeit jedoch weit über die einer Musikerin und Künstlerin hinaus. Romina Quisbert Maldonado engagiert sich nachdrücklich für die Bewahrung und kreative Erforschung von indigener Kultur, um so ihre Besonderheit und Bedeutung sichtbar zu machen. Erst 24 Jahre alt, ist sie bereits auf einigen der prestigeträchtigsten Bühnen der Welt aufgetreten, so z. B. im UNESCO-Auditorium in Paris, dem Stadtcasino in Basel und bei der Biennale in Venedig 2024.
Tatiana López Churata (*1992) stammt aus La Paz, Bolivien und studierte zunächst nicht etwa Musik, sondern bildende Kunst. Mittlerweile arbeitet sie als interdisziplinäre Künstlerin an der Schnittstelle von Klang, bildender Kunst und Performance. Ihre Arbeit ist dabei tief im kollektiven Gedächtnis der Andenregion verwurzelt und stellt koloniale Erzählungen in der Musik und Kunst in Frage. Dabei nutzt sie so unterschiedliche Medien wie Keramik, Zeichnungen, Klanginstallationen und Kostümdesign, um Verbindungen zwischen dem Körper, der Natur und dem Erbe der Vorfahren zu schaffen. Indigene Formen des Wissens und Lernens, die sich mitunter sehr von westlichen unterscheiden, stehen dabei oft im Vordergrund. Als Mitglied des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) widmet sie sich intensiv dem Erschaffen neuer Klänge mithilfe traditioneller und erweiterter Spieltechniken. Sie tritt regelmäßig bei internationalen Festivals auf.
Ethan Olmos Cuiza (*2000) beherrscht, wie in der Musikkultur seines Heimatlandes Bolivien üblich, mehrere Instrumente. Als Mitglied des Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos (OEIN) liegt ihm dabei die Bewahrung traditioneller Spieltechniken und Klänge der indigenen Musikkultur aus den Anden besonders am Herzen. In seiner Auseinandersetzung mit anderen Medien wie Theater und Film verfolgt er das Ziel, Geschichten oder überlieferte Erzählungen neuartig und zeitgemäß mittels Klang zu erzählen und dabei seine kulturellen Wurzeln einfließen zu lassen, um so schließlich ein neues und einzigartiges Gesamtklangerlebnis entstehen zu lassen.