19:00 Uhr
Dirk Kaftan Dirigent
Rachel Frenkel Mezzosopran
FAZIL SAY · „Ana Tanriça (Mother Goddess)“ Ouvertüre für Orchester op. 75 (2017)
LEONARD BERNSTEIN · Symphonie Nr. 1 „Jeremiah“ (1943)
GUSTAV MAHLER · Symphonie Nr. 4 G-Dur (1899-1901)
Immer wenn das Bundesjugendorchester zu Young Euro Classic ins Konzerthaus kommt – und es kommt, wenn irgend möglich jeden Sommer – dann bringt das Ensemble ein ungewöhnliches Programm mit! Die Qualität stimmt sowieso, musizieren im BJO doch die besten jungen Musikerinnen und Musiker Deutschlands zwischen 14 und 19 Jahren, die sich jedes Jahr zu mehreren intensiven Arbeitsphasen treffen. Diesmal lenkt das Orchester die Aufmerksamkeit zuerst auf Fazil Say, den türkischen Ausnahmekünstler, der als Pianist wie als Komponist gleichermaßen gerne die Grenzen der „klassischen“ Musik sprengt. Seiner Hymne an die „göttliche Mutter“ Ana Tanriça folgt die Erste Symphonie von Leonard Bernstein, Jeremiah, ein persönliches Werk, in dem im dritten Satz die Mezzosopranistin Texte aus den biblischen „Klagen des Jeremia“ singt. Den symphonischen Abschluss bildet die Vierte von Gustav Mahler, ein Werk, das nach den gewaltigen Klangentladungen der Zweiten und Dritten eher kammermusikalisch angelegt ist, aber mit dem Finale „Das himmlische Leben“ ein weiteres Mal Mahlers Vorliebe für die Welt der romantischen Wunderhorn-Lieder widerspiegelt.
Das Bundesjugendorchester ist nicht nur Deutschlands jüngstes Spitzenorchester für Nachwuchsmusikerinnen, sondern auch das Patenorchester der Berliner Philharmoniker – und unverzichtbarer Stammgast bei Young Euro Classic. Unter dem Motto „Spielen.Fördern.Begeistern“ treffen sich die jungen Musiker:innen im Alter von 14 bis 19 Jahren, zumeist erste Preisträger:innen des Wettbewerbs Jugend musiziert, mehrmals pro Jahr zu intensiven Arbeitsphasen. Zusammen erarbeiten sie neue Programmideen mit Kompositionen aus allen Epochen – auch zeitgenössische Werke gehören dabei zum festen Bestandteil. 1969 vom Deutschen Musikrat gegründet, trat es bereits mit zahlreichen Star-Dirigenten wie Andris Nelsons, Kirill Petrenko oder Dirk Kaftan und Solist:innen wie Tabea Zimmermann, Sting oder Peter Maffay auf. Zudem wirkt es bei seinen Tourneen um die ganze Welt als Kulturbotschafter Deutschlands und rückt dabei drängende Themen unserer Zeit in den Fokus: So begleitete es unter anderem die Gründung des nationalen Jugendorchesters in der Ukraine (2017), nahm das Projekt „Embrace Our Rivers“ zum Anlass, um auf die Klimaverhältnisse in Indien aufmerksam zu machen (2018) und unterstützte die musikalische Bildungsarbeit im südafrikanischen Township Soweto (2019).
Dirk Kaftan ist einer der spannendsten deutschen Dirigenten seiner Generation: Außergewöhnliche Programmgestaltung, Uraufführungen, ausgefallene Opernproduktionen und ein Denken über den Tellerrand hinaus zeichnen das Profil des 1971 geborenen Musikers aus. Seit 2017 Generalmusikdirektor des Beethoven Orchesters Bonn und der Oper Bonn, steht für ihn der unmittelbare Austausch mit den Menschen in der Region nicht weniger im Mittelpunkt als die Arbeit mit und an der Musik. So hat Kaftan in der Beethoven-Stadt einen Fokus auf das Repertoire gelegt, das der große Bonner Sohn in seiner Jugendzeit in der Bonner Hofkapelle selbst mitmusiziert hat. 2021 wurde Kaftan dafür gemeinsam mit dem Beethoven Orchester Bonn mit dem Europäischen Kulturpreis ausgezeichnet. Frühere Stationen von Kaftan waren Augsburg und Graz, wo er zum Einstand Schönbergs monumentale Gurre-Lieder aufgeführt hatte. Auch in Berlin ist der Dirigent vielfach zu Gast gewesen: An der Komischen Oper leitete er die Herbert-Fritsch-Inszenierung von Wagners Der fliegende Holländer, außerdem in diesem Frühjahr die Premiere der Grönemeyer-Fritsch-Produktion Pferd frisst Hut im Schiller-Theater.
Geboren in Haifa, wuchs Rachel Frenkel in einem Kibbuz auf, bevor sie ihre musikalische Ausbildung an der renommierten Buchmann-Mehta-School in Tel Aviv begann. Ihre ersten professionellen Schritte unternahm die Mezzosopranistin 2009-2011 am Opernstudio der Staatsoper Berlin, wo sie bereits einige ihrer späteren Paraderollen wie den Cherubino in Mozarts Le nozze di Figaro und die Dorabella in Così fan tutte singen konnte. Gastauftritte führten Rachel Frenkel an die Semperoper Dresden, die Staatsoper Hamburg, das Théâtre du Capitole in Toulouse, die Salzburger Festspiele, Bregenzer Festspiele und das Glyndebourne Festival. Sie arbeitete mit Dirigent:innen wie Sir Simon Rattle, Daniel Barenboim, Christian Thielemann, Iván Fischer, Gustavo Dudamel, Marc Minkowski, Simone Young, Thomas Hengelbrock, Emmanuelle Haïm und Robin Ticciati zusammen. Auch auf der Konzertbühne ist die Künstlerin sehr gefragt: Sie sang Berlioz' Liederzyklus Les nuits d'été mit dem Jerusalem Symphony ebenso wie Bernsteins Symphonie Nr. 1 in Leipzig, Tokio und Zürich, außerdem Beethovens Missa solemnis mit Concerto Köln unter Kent Nagano.